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Die Bank, die keiner kennt

Von Reinhard Göweil

Wirtschaft

Der Österreicher wird in Basel künftig Gold und Währungsreserven managen.


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Wien. Es ist ein beachtlicher Karrieresprung. Peter Zöllner wechselt von der Nationalbank zur Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) nach Basel. Der 55-Jährige wird dort Leiter der Bankabteilung. Das hört sich recht beschaulich an, ist es aber nicht. Zöllner wird künftig im Managementteam der BIZ die Gold- und Währungsreserven der Bank veranlagen, also für die Einnahmen zuständig sein sein. Er folgt dem 65-jährigen Deutschen Günter Pleines, der im Mai in Pension geht.

116 Tonnen Feingold

Die BIZ gilt als Bank der Zentralbanken, 60 Notenbanken gehören zum Aktionärskreis. Sie sind auch deren Kunden. Die BIZ macht Währungs- und Zinsgeschäfte sowie Gold- und Goldleihe-Transaktionen. 116 Tonnen Gold besitzt die Bank, dazu ein milliardenschweres Währungs-Portefeuille aus Dollar, Euro, Yen und Pfund.

"Das ist ein Top-Job, den bekommt man nicht mit Beziehungen, sondern nur mit Leistung", zollt ihm ein Wiener Kollege Lob. Gut bezahlt ist er zudem. Gemäß Jahresbericht der BIZ wird Zöllner zirka 530.000 Euro verdienen, das Doppelte seiner jetzigen Notenbank-Gage.

Die BIZ ist ein eigentümliches Konstrukt. 1930 wurde sie gegründet, um die deutschen Reparationszahlungen nach dem Ersten Weltkrieg effizienter zu verteilen. In der Nazi-Zeit machte die Bank, die seit Beginn in Basel sitzt, auch Geschäfte mit dem Hitler-Regime, das geraubte Goldbestände zu Geld machte.

Heute präsentiert sich die BIZ als globaler Treffpunkt der Geldpolitik. Ob es um gemeinsame Bankenaufsichtsregeln geht oder um die Eigenkapitalausstattung von Banken (daher auch der Begriff "Basel II") - alles entsteht in der BIZ-Zentrale in Basel, einem massiven Rundbau.

Regelmäßig treffen sich dort die Spitzen der Notenbanker. Präsident der BIZ ist Christian Noyer, Chef der Banque de France und ehemaliger EZB-Direktor. Im Verwaltungsrat sitzen Ben Bernanke (US-Notenbank), Mario Draghi (EZB-Chef) und der Vorsitzende der "Peoples´ Bank of China".

Gewinner der Finanzkrise

Mit der Finanzkrise stieg die Bedeutung der BIZ. Heute wird die Organisation in einem Atemzug mit dem Internationalen Währungsfonds genannt. Das bringt der leicht geheimnisumwitterten Bank mit dem unaussprechlichen Namen handfeste Privilegien: Die BIZ ist gemäß Sitzabkommen mit der Schweiz von sämtlichen direkten und indirekten Steuern befreit. Der Reingewinn von zuletzt umgerechnet 660 Millionen Euro blieb also auch rein. Zöllners Aufgabe wird es sein, Nettozinsertrag und Gewinne aus Goldgeschäften auf hohem Niveau zu halten. Damit finanziert die BIZ ihre geldpolitischen Komitees und kann den Notenbanken (auch der österreichischen) Dividende bezahlen.

Zöllner, der lange in der Nationalbank tätig war und in den 90er Jahren als wirtschaftspolitischer Berater von Kanzler Franz Vranitzky, überraschte damit auch den Generalrat. Der wollte ihn eigentlich verlängern. Das ist gestern im Ministerrat bei Gouverneur Ewald Nowotny und dem neuen Vize-Gouverneur Andreas Ittner passiert. Neu im OeNB-Direktorium: Kurt Pribil, bisher Finanzmarktaufsicht, und Peter Mooslechner (bisher Leiter der volkswirtschaftlichen Abteilung).