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Die Banken-Kehrseite

Von Reinhard Göweil

Leitartikel
Chefredakteur Reinhard Göweil.

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Österreichs Banken machen im Inlands-Geschäft die niedrigsten Profite in allen Euroländern, wird derzeit beklagt. Das ist ein gefährlicher Vorwurf, und darüber hinaus ungerecht. Die Wahrheit ist: Österreichs Banken haben in Österreich immer grottenschlecht verdient, das war ein Ansporn für die Großen, sich in den 1990er Jahren vehement in Osteuropa zu engagieren. Heute wird diesen Instituten vorgeworfen, dass sie in Osteuropa unverhältnismäßig hohe Risken eingegangen sind und gleichzeitig in Österreich nichts verdienen.

Nun kann man den Finanzinstituten schon einiges vorwerfen, aber das nicht. Denn die fehlenden Gewinnmargen in Österreich bedeuten umgekehrt für die Bankkunden äußerst günstige Konditionen. Wenn die Banken im Inland kaum Profit machen, zahlen Kunden sehr wenig für Bank-Dienstleistungen.

In Zeiten fehlenden Wirtschaftswachstums wäre es freilich kontraproduktiv zu fordern, die Banken sollten Kredite verteuern oder bei der Export- oder Betriebsmittel-Finanzierung ordentlich zugreifen. Den Banken in Österreich bleiben in Wahrheit zwei Wege: Risikoreiche Investments zu machen, aber das benötigt neuerdings viel und schwer erhältliches Eigenkapital. Der andere Weg lautet: Kostensenkung.

Österreich sei "over-banked", so die Analyse praktisch jedes Finanzexperten. Das bedeutet, Banken zu fusionieren und Bankstellen flächendeckend zu schließen. Auf der Strecke blieben dabei auch etliche tausend recht gut bezahlte Bank-Mitarbeiter.

Nun ist Österreich ein Land der freien Marktwirtschaft, der Eingriff in Eigentumsrechte ist absolut verpönt. Genau das wäre aber notwendig. Denn gut gelebt von der Entwicklung haben bisher die Eigentümer der Banken. Wenn sich Konditionen verschlechtern, Leute ihren Job verlieren, dann sollte auch bei den Gewinnausschüttungen gespart werden, und zwar kräftig.

Immerhin waren es die Banken, die auf Teufel-komm-raus Franken- und Yen-Kredite im österreichischen Volk verteilt haben, immer auf der Suche nach Marktanteilen, aber nie nach einem nachhaltigen Geschäftsmodell. Das sollten sie sich jetzt zulegen, denn die erfolgte Rettung durch die Steuerzahler 2009 legt den Banken eine gesamtwirtschaftliche Verantwortung auf, die nichts mit der Bilanz zu tun hat.