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NGO Sonne aus Österreich ermöglicht Kindern den Schulbesuch.
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Nga Pyaw Kyun. Die Kinder sitzen barfuß in der Schulklasse und ein Paar feste Schuhe haben viele von ihnen ohnehin nie besessen. Von der grünen Wand bröckelt ein wenig Putz, die Luft im Raum steht vor Hitze. Die Übungshefte sind aufgeschlagen, die Kinder brüten über mathematischen Beispielen. Dann ist Pause, die neunjährige Sue schlägt ihr Buch zu. Während einige Mitschüler zu toben beginnen, bleibt sie auf ihrem Platz sitzen. "Mir tut der Rücken weh, weil ich ständig Wasser schleppen muss", berichtet sie.
Willkommen im Dorf Nga Pyaw Kyun in Myanmar (Burma), einem Ort mit 7000 Einwohnern in einem Land mit Ochsenkarren statt Traktoren, mit Sandpisten statt Straßen, einem Bruttoinlandsprodukt pro Kopf, das laut internationalen Schätzungen lediglich 850 Dollar beträgt. Der Alltag von Sue und vielen ihrer Klassenkameraden erzählt, was es bedeutet, zu den Armen in Myanmar zu gehören.
Holzhütten ohne Strom
Nach der Schule müssen sie bei ihren Familien mit Hand anlegen, Wasser holen, Tiere hüten oder auf ihre jüngeren Geschwister aufpassen. Sie wachsen in Holzhütten ohne Strom auf, zwischen Sandwegen, auf denen sich Hühner und Hunde herumtreiben, Brennholz und Müll herumliegt. Viele von ihnen sind die Kinder von Tagelöhnern.
Und diese stehen in der Dorfhierarchie ganz unten. Während Familien, die ein eigenes Stück Land besitzen, ihr Auslangen finden, kämpfen die, die nicht über Grund und Boden verfügen, jeden Tag darum, überhaupt genug zu essen zu haben. Sie verdingen sich als Knechte bei den Bauern oder sammeln Brennholz.
"Es gibt einfach nicht genug Felder", sagt Aung Min, der die armen Familien und vor allem ihre Kinder gut kennt. Der kräftige Mann mit dem ruhigen Blick ist der Verwaltungsdirektor der Schule. Diese liegt in einem buddhistischen Kloster, umringt von einem kleinen Garten und einer Stupa aus Holz. Dass diese Schule überhaupt tagtäglich den Kindern zumindest eine Chance auf Bildung geben kann, ist der österreichischen Hilfsorganisation Sonne zu verdanken. "Wir sind die einige ausländische Organisation, die permanent in dem Dorf anwesend ist", berichtet deren Obmann Erfried Malle.
So hält die Organisation den Schulbetrieb am Laufen, indem sie etwa die Lehrmaterialien zur Verfügung stellt. Außerdem organisiert Sonne einen Gesundheitsdienst. Einmal im Monat besucht deshalb die Ärztin Daw Aye Ayi die Schule.
Verschmutztes Wasser
Die 55-Jährige hat an diesem Tag auf einen Holztisch einen Stapel Medikamente und Salben abgelegt. Vor ihr steht eine Schlange von Kindern, sie wirken erschöpft und warten ruhig, dass sie an die Reihe kommen, viele von ihnen werden von ihren Müttern begleitet. Zu Daw Aye Ayi tritt gerade ein achtjähriger Bub, der sich eine Hand an den Bauch hält: Durchfall. Das ist wegen des verschmutzen Wassers hier eine der häufigsten Diagnosen", berichtet die Medizinerin. "und es ist eines der größten Probleme. Diese Krankheiten können in dieser Umgebung tödlich enden." Zudem würden wegen der mangelnden Hygiene oft Hautausschläge auftreten. Auch Fußverletzungen kommen häufig vor, weil die Burschen und Mädchen ständig barfuß herumlaufen.
Doch nicht nur die Schulkinder werden hier medizinisch versorgt, sondern generell die bedürftigsten Familien im Dorf. Deshalb besucht auch Zao Zao Myo die Ärztin. Die 15-Jährige mit dem Pagenschnitt hat ganz dünne Arme. "Ich kann keine Schule besuchen und auch nicht arbeiten", sagt sie. Seit einem Jahr ist sie herzkrank und braucht regelmäßig Medikamente, die sich ihre Familie nicht leisten könnte. Die lebensnotwendige Medizin erhält Zao Zao Myo nun von Sonne.
Die Organisation setzt bei ihrer Arbeit in dem Dorf den Hebel an zwei Stellen an. Sie leistet einerseits Soforthilfe, zahlt über einen medizinischen Notfallfonds etwa lebensnotwendige Operationen. Anderseits betreibt sie langfristige Projekte wie die Schule.
Diese besteht derzeit aus sechs Schulstufen. Doch damit die Kinder der Armut ihrer Eltern entkommen können, "reicht das auch in Myanmar nicht aus", sagt Malle. Deswegen soll die Volksschule nun um ein Gymnasium erweitert werden, deswegen sucht Sonne Paten, die einzelnen Kindern eine langfristige Ausbildung ermöglichen. Und deshalb hat Sonne auch weitere Ausbildungsprojekte in dem Dorf initiiert und etwa sechs jungen Frauen eine Ausbildung zur Schneiderin ermöglicht.
Eine davon war Ma Wine Owne Chtit. Zuvor hat die 19-Jährige, so wie andere Mitglieder ihrer Familie, Fischernetze aus Bambus geflochten. Damit gehen sich gerade die täglichen Mahlzeiten aus, aber nicht mehr. Nun erhält sie von Sonne ein zinsloses Darlehen für eine Nähmaschine. Als Schneiderin stehen ihre Verdienstchancen wesentlich besser. "Außerdem ermöglicht mir eine eigene Nähmaschine, dass ich bei meiner Familie im Dorf bleiben kann", sagt sie. Jetzt kann sie vielleicht hier ein eigenes Geschäft eröffnen. Ohne eigene Nähmaschine hätte sie in der Stadt in einer Textilfabrik angeheuert.
Während Ma Wine Own Chtit schüchtern erzählt, steht neben ihr San San Hla. Sie koordiniert die Projekte für Sonne im Dorf, sie kennt die einzelnen Familien, sie schlägt oft vor, welche Schritte als nächstes gesetzt werden können. Diese werden dann mit dem Büro in Wien abgesprochen, das die über Spenden lukrierten Mittel zur Verfügung stellt. Diese werden akribisch geprüft: Die Mitarbeiter in Myanmar müssen regelmäßig ihre Abrechnungen vorlegen, außerdem kontrolliert jedes Jahr ein staatlich beeideter Wirtschaftsprüfer die Bücher. "Schließlich haben wir gegenüber unseren Geldgebern eine Verantwortung", sagt Malle, der selbst die Projekte regelmäßig besucht.
"Buddhismus lehrt Mitleid"
Mit San San Hla arbeitet Sonne seit fünf Jahren zusammen. "Wir haben schnell gemerkt, dass das Vertrauen und die Kommunikation stimmen", sagt Malle. "Und das sind die wichtigsten Bausteine für eine gute Zusammenarbeit." San San Hla verrichtet ihre Sozialarbeit ehrenamtlich, hauptberuflich arbeitet sie als Reiseleiterin. Immer wieder begegnet sie daher an verschiedenen Orten der immensen Armut in ihrem Land. Früher, bevor der Kontakt mit Sonne zustande kam, verteilte sie mit Verwandten und Bekannten auf eigene Faust und eigene Rechnung Lebensmittel und Kleidung. "Der Buddhismus lehrt uns, Mitgefühl mit den Armen zu haben", sagt sie.
Die NGO Sonne
Die Organisation Sonne betreibt in Myanmar auch ein Projekt für Straßenkinder und unterstützt eine weitere Schule für bedürftige Kinder. Unterstützt werden die Projekte von der Stadt Wien, dem Sportministerium oder der Firma EVN. Ohne private Spender könnte die Sozialarbeit aber nicht durchgeführt werden Die Organisation freut sich daher über Zuwendungen: PSK, Konto-Nr.: 00510061977, BLZ: 60000, Iban: AT796000000510061977.
Zudem ermöglicht Sonne regelmäßig Reisen zu den Projekten, denen sich Interessierte anschließen können.
Infos unter http://www.sonne-international.org