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Bawag lockt mit großem Vertriebsnetz über Postämter. | Wenn am kleinen österreichischen Markt eine Bank zum Verkauf steht, "dann sagen reflexartig alle: Das schauen wir uns an." Sobrachte RZB-Chef Walter Rothensteiner das vermeintliche Griss um die Gewerkschaftsbank "Bawag P.S.K." auf den Punkt.
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Die Ernsthaftigkeit des Interesses von Raiffeisen oder der BA-CA erscheint allerdings fraglich, da sie ohnehin führend am heimischen Bankenmarkt sind. Ein weiterer Zukauf könnte zu wettbewerbsrechtlichen Problemen führen. Um einen anderen Interessenten, die Generali, ist es ruhig geworden - sie soll angeblich nur an einer kleineren Beteiligung interessiert sein.
Bank oder Versicherung
Marktanteile vergrößern, Vertriebskanäle ausbauen, lautet die Zielsetzung jener Banken und Versicherungen, die sich ernsthaft für die Bawag und vor allem ihr Vertriebsnetz interessieren, das über 57 Filialen und 1334 Postämter gespannt ist. Für die Volksbanken, die im Ranking hinter BA-CA, Erste Bank/Sparkassen, RZB und "Bawag P.S.K" liegen, gilt dies sicher noch mehr als für die anderen Institute. Der Bawag-Kauf würde allerdings einiges kosten - kolportiert werden mindestens 2 Milliarden Euro - was für die Volksbanken ein schwerer Brocken wäre. Schließlich haben sie erst vergangenes Jahr für die Investkredit 800 Millionen ausgegeben. Laut ins Bewerbungshorn gestoßen hat auch die Wiener Städtische Versicherung, obwohl sie eine gut funktionierende Vertriebs-Kooperation mit der Erste Bank hat. Diese hat ebenfalls Interesse an der Bawag angemeldet. Sie könnte das Institut gemeinsam mit der Wiener Städtischen übernehmen, dadurch einen Mitbewerber ausschalten und den eigenen Marktanteil vergrößern.
Doch sowohl für Wiener Städtische wie Erste Bank gilt, dass sie seit Jahren im Ausland intensiv expandieren und eigentlich dort das große Geschäft machen. Eine Ausweitung des Inlandgeschäfts könnte da wie ein Klotz am Bein wirken. Zudem hätten beide börsenotierten Unternehmen bei diesem Strategiewandel wohl großen Erklärungsbedarf gegenüber ihren Aktionären.
Fazit: Die einen bräuchten die Bawag am dringlichsten - die anderen hätten das Geld, unter Führung der Wiener Städtischen die richtige Couleur und mit dem ehemaligen Wiener Städtische-Generaldirektor Siegfried Sellitsch einen alten Bekannten als Aufsichtsratsvorsitzenden. Dass das irgendetwas zur Sache tut, wird natürlich heftigst dementiert.