Was ist Sinn und Zweck einer Diskussion im Fernsehen? Man würde annehmen, der Zweck sei, dem Zuseher zu vermitteln, was die Diskutanten zu einem Thema zu sagen haben. Doch das ist nicht immer der Fall. Manchmal kann der Sinn einer Diskussion auch sein, Streithähne aufeinander loszulassen.
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Irgendwo dazwischen war das Studiogespräch angesiedelt, das Lisa Gadenstätter am Dienstag in der ZiB24 führte. Man muss der Moderatorin zugute halten: Sie hatte es nicht leicht. Mit Harald Vilimsky (FPÖ) und Omar Al-Rawi (SPÖ) das derzeit allerorts gespielte Minarett-Thema zu besprechen, war keine leichte Übung. Dennoch misslang sie. Denn Gadenstätter ließ leider erst gar keine Diskussion aufkommen. Lieber würgte sie die beiden Widersacher, die wohl gerne übereinander hergefallen wären, ab und stellte immer, wenn ein wenig Konflikt aufkam, für den Zuschauer wenig spannende Zwischenfragen.
Diese Strategie ist legitim, schließlich will man als Moderator nicht mit fliegenden Fahnen untergehen. Andererseits stellt sich die Frage, wieso man überhaupt zwei so prononcierte Gesprächspartner einlädt, wenn man dann weder ausreichend Sendezeit noch den Willen hat, sie den zu erwartenden Konflikte austragen zu lassen. Dass sich die beiden live auf Sendung einigen werden, ist ja wohl ausgeschlossen. Daher kann es ja nur um einen gewünschten Konflikt gehen. Doch das ist ein Thema, das sich wie ein roter Faden durch die meisten TV-Diskussionen zieht, nicht nur durch die ZiB24. Beim Zuseher hinterlässt das einen seltsamen Nachgeschmack. Ein bisschen mehr Mut zum Konflikt würde dem ORF gut anstehen. Gerade wenn Wahlen vor der Türe stehen.