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Bertha von Suttner war eine der markantesten Persönlichkeiten der Österreichisch-Ungarischen Doppelmonarchie in den letzten Jahrzehnten vor dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges, der Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts. Nach der Publikation ihres Antikriegsromans "Die Waffen nieder" im Mayerlingjahr 1889, der den Lebensnerv der Zeit traf und binnen kurzer Zeit zahlreiche Auflagen im In- und Ausland erlebte, wurde sie mit einem Schlag (welt)berühmt.
Die altösterreichische Adelige aus Böhmen, eine geborene Gräfin Kinsky, wagte es in ihrem Buch, am Schicksal einer jungen Aristokratin, deren Lebensglück an den kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen 1859 und 1870/71 zerschellte, die Sinnlosigkeit und verheerende Zerstörungskraft des Krieges anzuprangern. Dazu gehörten in einer Zeit des waffenklirrenden Militarismus, des Rüstungswettstreites und imperialistischen Machtstrebens zwischen den europäischen Großmächten, des nationalen Fanatismus und der polternden Kriegshetze eine gehörige Portion Mut und selbstbewusste Unerschrockenheit.
Über den Riesenerfolg ihrer Botschaft und ihres drängenden Aufrufs für eine friedliche Weltordnung mag sie selbst ein wenig überrascht gewesen sein. Aber sie nützte ihre Popularität für die weitere Propagierung der Friedensidee und rief eine weltumspannende Friedensbewegung ins Leben. 1890 gründete sie die "Österreichische Friedensgesellschaft", organisierte Kongresse, hielt Reden, schrieb Zeitungsartikel und unternahm Reisen durch Europa und die Vereinigten Staaten, um für ihr Anliegen beredt zu werben. Nicht überall fand sie Gehör. Man tat sie als "Friedensbertha" ab, verunglimpfte sie, schrie und schrieb sie nieder. Sie ließ sich dadurch nicht entmutigen, kämpfte unermüdlich weiter.
Bertha von Suttner war trotz ihrer hohen Abkunft keineswegs mit Glückgütern gesegnet. Der Vater, Franz Joseph Graf Kinsky, starb vor ihrer Geburt, die Mutter verspielte das Familienvermögen in Casinos. Und so musste sich die junge Dame "unstandesgemäß" als Gouvernante in adeligen Häusern verdingen. Im Haus des Unternehmers Baron Suttner lernte die Dreißigjährige dann dessen kunstsinnigen Sohn Arthur kennen, den sie gegen den Willen der Familie heiratete. Das seelenverwandte Paar verließ fluchtartig Wien und schlug über Einladung einer befreundeten Fürstin seinen Wohnsitz im Kaukasus auf, wo es unter zum Teil entbehrungsreichen Umständen neun Jahre verblieb.
Krieg blieb ihr erspart
In die Heimat zurückgekehrt, lebten die Suttners bis zum Tod Arthurs im Jahr 1902 auf Schloss Harmannsdorf, in der Nähe von Horn. Das Schloss ist heute Sitz des Internationalen Bertha-von-Suttner-Vereines und beherbergt in seinen Mauern das Arbeitszimmer der Nobelpreisträgerin. Bertha von Suttner erlag am 21. Juni 1914, eine Woche vor dem folgenschweren Attentat auf den österreichischen Thronfolger Franz Ferdinand in Sarajewo, einem Darmkrebsleiden. Es blieb ihr erspart, die Gräuel des Weltkrieges mit ansehen und erleben zu müssen.
Brigitte Hamann legt aus Anlass der Wiederkehr des 100. Geburtstages dieser großen Frau eine völlig neu bearbeitete und bebilderte Ausgabe ihrer 1986 erschienenen Biographie vor. Die bekannte Bestsellerautorin schildert in ihrem farbigen Stil facettenreich und mit verständnisvoller, kritischer Empathie den Lebensweg Berthas, den sie in das historische, gesellschaftliche und soziale Umfeld ihrer Zeit nahtlos einbettet. Der Band enthält umfangreiches Bildmaterial, das sorgfältig ausgewählt, aber da und dort zu kleinformatig geraten ist. Auch der Text ist für ältere Leser leider zu klein gedruckt und zu engmaschig gesetzt.
Sachbuch
Bertha von Suttner. Kämpferin für den Frieden.
Brigitte Hamann
Verlag Christian Brandstätter 320 Seiten, 25 Euro