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Die Zukunftsvorsorge-Produkte der Geldinstitute und Versicherungen werden massiv beworben. Mittels agressivem Marketing und Kundenbombardement versuchen die Anbieter, die Vorteile ihrer Fonds so schmackhaft wie möglich darzustellen. Auf der Strecke bleibt dabei leider oft die seriöse Information.
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Als Beispiel sei etwa die ESPA Vorsorge Gold, ein Produkt der Erste Bank, exemplarisch herausgegriffen. Die Berater überbieten sich förmlich in ihrem Werben um den Kunden. Bei genauerem Nachfragen allerdings erweist sich das "Gold" weit weniger glänzend als im Prospekt und vor allem vom Berater versprochen. So wird mit einer Prämie von 14% geworben. Diese setzt sich aus der staatlichen Förderung von 9,5% und einer Zusatzprämie der Erste Bank von 4,5% zusammen. Gefordert ist ein Einmalerlag von mindestens 4.775 Euro, empfohlen wird der Betrag von 17.677 Euro. So weit so gut. Der Kundenbetreuer versichert treuherzig, dass 14% "für das gesamte Kapital" gewährt werden. Auch die vordergründige Werbung suggeriert eine Bomben-Verzinsung. Bei genauerem Nachfragen stellt sich jedoch heraus, dass vom investierten Einmalerlag nur auf ein Zehntel der Summe die Prämie gezahlt wird. Der Rest des Geldes wird in einen Rentenfond veranlagt, wobei die Fondsmanager von einer schon sehr optimistischen Verzinsung von 5% pro Jahr ausgehen. Wieviel nach der Mindestlaufzeit von 10 Jahren herauskommt, können selbst die Veranlagungsprofis nicht genau sagen. Die garantierte Mindestauszahlung beträgt bei einem Einmalerlag von 17.677 Euro 20.268 Euro, bei günstiger Aktien- und Anleihenentwicklung werden 26.658 Euro versprochen. Doch das sind keineswegs die vom ersten Betreuer gepriesenen 14% per anno. Und nur ein weiterer Bankangestellter kann über dieses Missverständnis aufklären. Er gibt ehrlicherweise zu: "Sicher ist das eine unglückliche Darstellung, die suggeriert, dass man 14% aufs eingesetzte Kapital bekommt. Doch das stimmt natürlich nicht."
Bei der Erste-Sparinvest wird man belehrt: Natürlich müsse der Anleger bei der Zukunftsvorsorge zwischen Prämie und Effektivverzinsung unterscheiden. Beides habe nur mittelbar miteinander zu tun. Die Prämie betrage wahrlich 14%, doch die Verzinsung des Kapitals mache nach Kapitalertragsteuer im günstigsten Fall 4,35% aus. Im worst-case darf der Kunde sogar nur mit 1,4% Verzinsung pro Jahr rechnen. Stellt sich die Frage, warum die Berater in der Filiale das nicht auch rüberbringen. Das wäre seriöser. Die Materie sei eben sehr anspruchsvoll, die Produktpalette sehr breit, wird argumentiert. Nicht jeder könne alle Details intus haben.
Somit hat aber auch die Gold-Vorsorge maximal die Attraktivität eines Kapitalsparbuches, mit dem Nachteil, dass der Kunde sein sauer verdientes Geld nur als lebenslange Rente beziehen darf. Bei Auszahlung muss nämlich die Hälfte der staatlichen Prämie zurückgezahlt werden, und obendrein wird die KEst fällig.