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Papst Franziskus empfängt am Mittwoch US-Präsident Donald Trump im Vatikan.
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Rom. Donald Trump hat es in seinem noch kurzen Politikerleben auf Konfrontation angelegt. "America first", lautete seine Devise im Wahlkampf, am Islam ließ er auch nach seiner Vereidigung als US-Präsident lange kaum ein gutes Haar und er kündigte den Bau einer Mauer gegen Flüchtlinge an der Grenze zu Mexiko an.
Am Mittwoch begegnet Trump mit Papst Franziskus erstmals einem Mann, der in der öffentlichen Wahrnehmung für Dialog, Entspannung, Bemühung um Frieden und Integration steht. Es scheint ein Treffen der Gegensätze zu werden, wenn Papst Franziskus in der Früh Trump im Apostolischen Palast in Rom zur Privataudienz begrüßt.
Der Präsident der Vereinigten Staaten und der Oberhirte von 1,2 Milliarden Katholiken sind einflussreiche Persönlichkeiten. Was Trump und Franziskus zudem vereint, ist, dass beide impulsiv und auch für ihr Umfeld zuweilen unvorhersehbar sind. Auch deshalb wird das Treffen der vermeintlichen Antipoden, des protzigen nordamerikanischen Milliardärs und des scheinbar bescheidenen Seelsorgers aus Argentinien mit Herz für die Armen, mit Spannung erwartet. Dass die Begegnung ungewöhnlich früh um 8:30 Uhr noch vor der wöchentlichen Generalaudienz angesetzt ist, wird als Entgegenkommen des Vatikans interpretiert. Viel Zeit haben beide jedenfalls nicht miteinander.
Versöhnungversus Waffendeals
Während Trump die Einreisebestimmungen in die USA für Reisende aus sieben vorwiegend muslimischen Staaten drastisch zu verschärfen versuchte, brachte Franziskus mehrere islamische Flüchtlingsfamilien von seinem Pastoralbesuch auf der griechischen Insel Lesbos mit nach Rom. Franziskus verurteilt in seiner Umweltenzyklika "Laudato Si" die menschliche Verantwortung für den Klimawandel und mahnt zur ökologischen Umkehr, während Trump und sein Lager die Erderwärmung für eine wirtschaftsschädigende Erfindung halten.
Gerade schloss der US-Präsident auf seiner ersten Auslandsreise Waffendeals mit Saudi-Arabien in Milliardenhöhe ab. Der Papst wird nicht müde, für Frieden und gegen die Produktion von Waffen zu predigen. Die Unterschiede könnten größer nicht sein, doch es gibt auch Gemeinsamkeiten.
Bei den Themen Religionsfreiheit, dem Einsatz für verfolgte Christen im Nahen Osten, aber auch in ethischen Fragen wie Abtreibung und Gender-Theorie gibt es Übereinstimmungen. Trump hat eine ganze Riege christlich-erzkonservativer Berater um sich, die den Papst teilweise für einen marxistisch angehauchten, verkappten Befreiungstheologen halten, der das katholische Lehramt verachtet.
Dem Presbyterianer Trump selbst wurde bislang kein religiöser Fanatismus nachgesagt, beide Männer zeichnet eine gewisse Flexibilität aus, auch im Umgang mit Worten. Papst und Präsident haben ein großes Talent für Kommunikation und sind an die Spitze gespülte Outsider im Kampf gegen das jeweilige Establishment. Auch deshalb bezeichnete die New York Times Franziskus und Trump jüngst als "die berühmtesten Populisten der Welt".
Das Weiße Haus verpackte Trumps Reise nach Saudi-Arabien, Israel und schließlich in den Vatikan in die Formel, der Präsident wolle "die Völker aller Glaubensrichtungen hinter seiner Vision des Friedens sammeln". Seine aggressiven Töne gegen den Islam mäßigte Trump in Saudi-Arabien erstmals. Beinahe legendär ist der Schlagabtausch der beiden anlässlich von Trumps Plan des Baus einer Mauer an der Grenze zu Mexiko. Franziskus bezichtigte den künftigen US-Präsidenten diesbezüglich "nicht christlich" zu sein. Trump fand das wiederum "schändlich".
Dass sich Washington dennoch um eine Audienz bemühte, zeigt, dass man den Besuch bei Franziskus als gewinnbringend erachtet. Offenbar setzt Trump Hoffnungen darauf, in einer persönlichen Begegnung mit dem immer noch beliebten Franziskus einen Kontakt herzustellen, der künftige diplomatische Querschläger aus Rom zu unterbinden hilft.