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"Die Besten ins Land holen"

Von Heiner Boberski

Wissen

FWF-Präsident Christoph Kratky hat derzeit kein Geld für neue Projekte. |
§§"Wiener Zeitung": Wieviel Geld stand dem Forschungsfonds FWF bisher im Jahr zur Verfügung? *


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Christoph Kratky: Wir haben ein Budget in der Größenordnung von 170 Millionen Euro. Unser Budget hat zwei Teile, eine Cash-Komponente - Geld, das wir im laufenden Jahr ausgeben - und ein Genehmigungsvolumen, das aus Vorbelastungen besteht. Hier haftet die Republik für die Finanzierung mehrjähriger Projekte. Das war immer so und ist auch sinnvoll. Wenn man uns gleich das ganze Geld gäbe, müssten wir es ja irgendwo anlegen. Vom letzten Jahr ist uns wenig übriggeblieben, wir können Notfälle abdecken, aber keine neuen Projekte genehmigen. Es ist im Moment noch nicht besonders dramatisch. Jetzt stauen sich die Anträge, aber wenn in zwei Monaten ein Super-Budget kommt, werden wir das abarbeiten, und es ist nicht viel passiert.

Sie sind also nicht pleite?

Davon kann gar keine Rede sein. Wir gehen davon aus, dass wir ein ähnliches Budget wie im Vorjahr bekommen. Der FWF hat immer Schulden von laufenden Projekten, die ausfinanziert werden müssen. Das Schlimmste wäre, wenn keine neuen Projekte finanziert werden können. Das wäre ein Super-GAU, von dem wir nicht hoffen, dass er eintritt. Unser Geld geht zu 80 Prozent an die Universitäten und zu 10 Prozent an die Akademie der Wissenschaften, die sind so natürlich auch betroffen.

Sind die neuen Overhead-Förderungen nun in Gefahr?

Ich hoffe nicht, das wäre sehr traurig, denn das ist ein Paradigmenwechsel.

Wie erklären Sie der Öffentlichkeit, wie wichtig Forschungsförderung ist?

Alle wirtschaftlich erfolgreichen Länder investieren in Grundlagenforschung, es gibt eine Korrelation. Ein kurzer Ausfall der Förderung kann eine ganze Generation treffen, Leute, die nicht laut aufschreien, aber dann ins Ausland gehen oder aus der Wissenschaft aussteigen. Im Kampf um die besten Köpfe kann man sich das nicht leisten. Entscheidend ist, dass man hochkarätige Forscher im Land hält oder ins Land bekommt, das hat eine enorme Umwegrentabilität.

Sie gehören jetzt nur noch zum Wissenschaftsministerium. Ein Vorteil?

Das ist ein Vorteil, in wirtschaftlich schweren Zeiten tut man sich leichter mit einem als mit mehreren Partnern.