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"Die Bestie" von Mexiko

Von Eva Zelechowski

Politik

Honduranische Auswanderer bitten Mexiko um Transit-Visa.|Hunderten von ihnen wurden auf der Flucht mit dem Zug die Gliedmaßen abgetrennt.


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Es sind ein Dutzend honduranischer Migranten, die derzeit bei der mexikanischen Regierung um finanzielle Unterstützung und Hilfe bei der Errichtung von Unterkünften ansuchen. Aber es geht um mehr. Auf ihrer Flucht von Honduras wurden ihnen vom Zug, der sie über Mexiko in die USA bringen sollte, die Gliedmaßen abgetrennt. Der Zug, der das ganze Land von Süden nach Norden durchquert, ist als "La Bestia" (die Bestie) bekannt. Oft kommt es auf der Zugstrecke zu Unfällen, doch die Männer berichten von Drogenbanden und anderen Kriminellen, die sie auf ihrer Fahrt durch Mexiko aus den Zügen stoßen. Doch anstelle einer staatlichen Versorgung drohen ihnen Strafe und Anklage wegen illegaler Einwanderung.

Seit Jahren kritisiert Amnesty International heftig, dass Migranten auf ihrer Durchreise Angriffen ausgesetzt sind. Der Vorstand der Association of Disabled Returning Migrants (Verband für Behinderte Rückkehrer), Jose Luis Hernandez, hofft nun auf ein Treffen mit dem Präsidenten Enrique Pena Nieto, um mit ihm die Ansprüche der Migranten zu besprechen: Neben finanziellen Leistungen wünscht sich der Verband Mexiko zu einer Ausstellung von Transit-Visa bewegen zu können. Solche Dokumente seien laut der mexikanischen Kongress-Abgeordneten Amalia Garcia unter bestimmten Voraussetzungen "durchaus möglich". Konkrete Details dazu gibt es noch nicht.

"Haben Tiefpunkt erreicht"

Alleine aus Honduras gebe es derzeit 452 verstümmelte Menschen, die ein derartige Tragödie erlebt bzw. überlebt haben. "Wir haben den Tiefpunkt erreicht", beklagt Hernandez, der selbst 2005 auf seiner Flucht und dem Sturz aus einem Zug ein Bein und einen Arm verlor. "Es ist nicht einmal mehr eine Meldung in den Medien wert, wenn zwei Menschen auf der 'Bestie' sterben oder ihre Beine verlieren."

Den Medienberichten zufolge durchstreifen Kriminelle die Route häufig mit dem Ziel, die Transit-Reisenden auszurauben oder zu entführen, denn viele von ihnen haben Verwandte in den USA. Zur Anzeige gebracht würden solche Verbrechen aus Angst vor einer Abschiebung selten. Hernandez geht sogar einen Schritt weiter und vermutet eine Verschwörung zwischen Bahn-Bediensteten und Kriminellen, um Auswanderer auszunehmen. Wie auch auf anderen Kontinenten ist illegale Migration hier im Laufe der Jahre zu einer einträglichen Geldquelle geworden.

Nach einem Treffen mit den Migranten sagte die mexikanische Politikerin Gabriela Cuevas, dass Mexiko den honduranischen Migranten den gleichen Schutz zusichern sollte, den sie von den USA bei der Abschiebung von Mexikanern erwarte. "Es wäre schön, wenn Mexiko als Positivbeispiel für die USA dienen könnte", sagte Cuevas.

AP - Honduran migrants ask Mexico to allow free passage"Ich bin so, weil ich mich auf den Weg in die USA gemacht habe" (Bericht eines honduranischen Migranten)