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Die Betriebsklimaschützer

Von Rosa Eder-Kornfeld

Wirtschaft

Personalentwickler sind mehr als Wohlfühl-Manager.


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Wien. Gute Mitarbeiter zu finden, ist keine leichte Aufgabe. Ihre Motivation hoch zu halten und den Teamgeist zu stärken, auch nicht, vor allem in einer Arbeitswelt, die sich unaufhaltsam wandelt und in der Veränderungen an der Tagesordnung sind.

"Nach der Finanzkrise war in den Betrieben nichts mehr so wie vorher", sagt Michaela Ch. Härdtl, die sich 2007 als Beraterin für Klein- und Mittelunternehmen (KMU) selbständig gemacht hat. Sie nahm vermehrt Klagen über Probleme wie schlechte Stimmung, mangelnder Teamgeist, fehlendes Vertrauen in die Führungskräfte, unerreichte Ziele sowie gestiegene Fluktuation wahr - und den Wunsch nach Lösungen.

Härdtl sieht die große Herausforderung für die Arbeitgeber darin, ein gutes Betriebsklima zu schaffen und es aktiv zu hegen und zu pflegen: "Betriebsklimaschutz ist mindestens genauso wichtig wie der Brandschutz." Denn: Wenn sich die Stimmung dem Tiefpunkt nähert, nützt auch ein zweitägiges Motivationsseminar nichts. Härdtl: "Das ist so, als würden Sie bei Ihrem Auto die Reifen austauschen, wenn der Motor einen Schaden hat."

Mehr als Aus- und Weiterbildung

In ihrem Lehrgang für Personalentwicklung bringt Härdtl den Teilnehmern bei, wie sie aus Einzelspielern wieder ein Team formen und positive Stimmung im Unternehmen erzeugen können. Weiters lernen sie, wie Führungskräfte bestmöglich mit ihren Mitarbeitern zusammenarbeiten und wie sie Neuerungen erfolgreich umsetzen. Der Gedanke dahinter: Die Mitarbeiter sollen die vorgegebenen Ziele wieder mit Spaß und Freude erreichen.

Gleich zu Beginn des Kurses - er besteht aus neun Modulen zu jeweils zwei Tagen und schließt mit einer Prüfung ab - vermittelt sie, was Personalentwicklung alles beinhaltet. "Früher hat man lediglich die Aus- und Weiterbildung darunter verstanden. Doch es ist viel mehr", betont Michaela Härdtl. Ein Auszug aus dem Kursprogramm: Schaffung einer Unternehmenskultur, Führungsstil, wertschätzende Kommunikation, lösungsorientiertes Konfliktmanagement. Auch Arbeits- und Sozialrecht kommen nicht zu kurz.

Sorgen und Ängste wahrnehmen

Mit Entertainment und Büro-Bespaßung hat Personalentwicklung nichts zu tun, obwohl es schon auch mal darum geht, eine nette Feier für die Belegschaft zu organisieren oder einen Wuzzel-Automaten aufzustellen. Doch in erster Linie seien Personalentwickler Personen, "die die Sorgen und Ängste der Mitarbeiter wahrnehmen und gemeinsam mit ihnen konkrete Maßnahmen erarbeiten und umsetzen".

Härdtl empfiehlt Personalentwicklung ab einer Betriebsgröße von 15 Mitarbeitern. "Denn dann funktioniert die Zusammenarbeit nicht mehr auf Zuruf, sondern man braucht klar definierte Strukturen, damit ein reibungsloser Ablauf und funktionierende Informationswege garantiert sind." Die nächste Ausbildung zur zertifizierten Personalentwicklerin beziehungsweise zum Personalentwickler - bisher war erst ein Mann dabei - startet im Oktober.