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Die Bewegung in Atomen

Von Eva Stanzl

Wissen
Schrödinger: die Idee des genetischen Codes. Foto: ZB Physik

Physiker lieferte die Grundlagen für die Quantentheorie. | Schrödinger-Institut fehlen Mittel für den Nachwuchs. | Wien. Wenn Österreichs Forscher heute Weltklasseleistungen in der Quantenphysik erbringen, stehen sie in der Tradition von Erwin Schrödinger, der dieses Gebiet vor weniger als 100 Jahren begründet hat. Der Physiker hat 1926 mit der Wellenmechanik eine der theoretischen Formulierungen der Quantentheorie geliefert. Dafür wurde ihm 1933 der Physik-Nobelpreis zuerkannt. Heute jährt sich sein Todestag zum 50. Mal.


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Schrödinger, der 1921 bis 1927 den Lehrstuhl für Theoretische Physik der Uni Zürich innehatte, baute auf den Arbeiten des französischen Physikers Louis de Broglie. Broglie zeigte, dass der Welle-Teilchen-Dualismus nicht nur für Photonen gilt, sondern auch für Materie. Auf dieser Grundlage schuf Schrödinger die neue Quantenmechanik.

Das Herzstück seiner Arbeit ist die Schrödinger-Gleichung. Mit ihr können Eigenschaften von Atomen, Molekülen und Festkörpern erklärt werden sowie die Bewegungsvorgänge in ihnen.

Auch "Schrödingers Katze", eines der berühmtesten Gedankenexperimente, entstand aus der Quantenmechanik. Mit ihr wollte der Physiker 1935 zeigen, was passiert, wenn man die quantenmechanische Wellenfunktion auf Objekte überträgt: Dann könnte auch eine Katze in einem Zustand der Überlagerung sein - demnach sowohl lebendig als auch tot.

Schrödinger, der am 12. August 1887 in Wien als Sohn eines Wachstuchfabrikanten geboren wurde und an der Uni Wien Physik studiert hatte, machte aus seiner Ablehnung des Nationalsozialismus keinen Hehl. 1933 ging er an das Magdalen College der Universität Oxford. 1936 wechselte er an die Uni Graz, doch ab 1938 wurde seine Situation durch Verhöre immer unerträglicher. Er wechselte 1940 an das Institute for Advanced Studies in Dublin, das er als Direktor der School of Theoretical Physics zu einem Zentrum für theoretische Physik machte. Mit seinem Buch "Was ist Leben?" entwickelte er 1944 ein wesentliches Konzept der modernen Biologie: die Idee des genetischen Codes.

1956 kehrte der Wissenschafter nach Österreich zurück und übernahm eine Lehrkanzel an der Universität Wien. Doch seine Gesundheit war angegriffen, 1960 wurde Alterstuberkulose diagnostiziert. Schrödinger starb am 4. Jänner 1961 in Alpbach.

Indes scheint die Zukunft des 1993 gegründeten (bisher) außeruniversitären Erwin Schrödinger Instituts für mathematische Physik (ESI) in Wien gesichert. Das renommierte Institut wird als Forschungsplattform in die Uni Wien eingegliedert.

Eingliederung in die Uni

Um 27 Millionen Euro einzusparen, streicht das Wissenschaftsministerium die Basisabgeltung von 65 außeruniversitären Forschungsinstituten. Manche werden in die Unis eingegliedert, andere geschlossen. Das eingegliederte ESI soll nach wie vor ein Jahresbudget von 790.000 Euro erhalten. Die Gelder sollen jedoch fortan zweckgebunden aus den Uni-Budgets fließen. Das "Junior Research Programm" für Nachwuchsforschung am ESI wird allerdings nicht verlängert. In diesem bisher mit 200.000 Euro jährlich dotierten Programm konnten junge Doktoranden und Postdocs seit 2004 am ESI arbeiten. Diese Mittel zahlt das Ministerium nun nicht mehr aus.

"Damit wird das zukunftsweisendste Projekt eingespart", sagt ESI-Präsident Klaus Schmidt. Denn: "80 Prozent der Teilnehmer kamen aus dem Ausland und bewarben sich hier auch für Professuren. Solche Personalressourcen kann man kaum anders erschließen." Schmidt befürchtet durch die Eingliederung zudem weniger Unabhängigkeit. "Bereits jetzt merken wir eine zwar neutrale, aber deutliche Anteilnahme der Uni."

Anlässlich des 50. Todestags von Schrödinger veranstaltet das ESI von 13. bis 15. Jänner in Wien das Symposium Erwin Schrödinger - 50 Years After