Es war weniger das Buch denn seine Umgebung, die mich ansprang wie eine Leuchtreklame. "Kunst und Illusion" des britischen Kunsthistorikers Ernst Gombrich, gefunden in der Bibliothek der ungelesenen Bücher des Künstlerduos Deutschbauer und Spring in Wien. Wer Bücher abgeben will, die er nicht liest, kann dies hier tun. Mäßig nervenzerfetzend somit der Inhalt.
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Ich aber hatte mich mit "Kunst und Illusion" zwei Jahre lang intensiv auseinandergesetzt. Hatte sogar eine Diplomarbeit angestrengt, um des Kunsthistorikers Thesen zu widerlegen. Noch dazu bestanden meine eigenen Bücherregale zur Hälfte aus ungelesenen Büchern. Wie langweilig kann der Mensch sein?
Seitdem verlassen alle drei Monate alle Bücher, die ich noch immer nicht angeschaut habe, das Regal. Den Stoß stelle ich in den Gang meines Wohnhauses und lege einen Zettel mit der Aufschrift "gratis" darauf. Binnen weniger Stunden wechseln die Bücher den Besitzer. Und meine drei Regale sind mittlerweile voll von guten Freunden in Druckschrift. Weitgehend habe ich sie nun alle gelesen, von Langeweile keine Spur.
Zudem kenne ich nun einige meiner Nachbarn, die meine Handy-Nummer ausfindig gemacht haben, um mir für die schönen Bücher zu danken. Sie haben sich auch bereits revanchiert, indem sie neuerdings die Zahl meiner Kochbücher vergrößert haben. Für eine leidenschaftliche Köchin ein Haupttreffer.