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Die Bilder der Steinzeitmenschen

Von Edwin Baumgartner

Wissen

Vor 70 Jahren fand ein Hund die Höhle von Lascaux. | Montignac/Wien. Eigentlich könnte es der 17.000 Jahrestag sein. Aber nicht die Entstehung eines der ältesten künstlerischen Zeugnisse der Menschheit jährt sich, sondern dessen Auffindung: Vor 70 Jahren wurde die Höhle von Lascaux entdeckt.


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Um ganz genau zu sein: Die Entdecker waren nicht die Buben Marcel Ravidat, Jacques Marsal, Georges Agnel und Simon Coencas, die im September 1940 einer alten Legende über ein Tunnelsystem nachgingen, das angeblich die Festung von Montignac mit dem Herrensitz von Lascaux verbindet. Es war vielmehr Robot, ihr Hund, der in ein Erdloch fiel. Als ihn die Buben herauszogen, fanden sie, was sie zuerst für den Geheimgang hielten. Doch dann sahen sie die Zeichnungen an den Wänden und benachrichtigten die Behörden in Montignac.

Am 21. September traf der katholische Priester und Prähistoriker Henri Breuil ein, untersuchte die Höhle und veröffentlichte im selben Jahr eine erste wissenschaftliche Beschreibung: Seiner Meinung nach handelte es sich um Bilder steinzeitlicher Künstler. Die Sensation war perfekt.

1948 wurde die Höhle für Besucher geöffnet - doch das bekam den Bildern nicht. Das ausgeatmete Kohlendioxid der bis zu 1200 Besucher täglich beschädigte die prähistorischen Farben. 1963 wurde die Höhle geschlossen. Um den Besuchern dennoch das von Lascaux bieten zu können, weshalb die Stätte in der Dordogne berühmt ist, wurde eine Replik eingerichtet, die seit 1983 für die Allgemeinheit geöffnet ist.

Stiere und Raubkatzen

Die Originale hingegen werden von der Öffentlichkeit abgeschirmt bei 14 Grad Celsius gehalten, das Raumklima wird streng überwacht. Seit 1979 gehört die Höhle zum Unesco-Weltkulturerbe.

An den Wänden der rund 250 Meter langen Höhle sind Stiere, Hirsche und Steinböcke dargestellt. Der "Seitengang der Raubkatzen" hat seinen Namen von den Raubkatzendarstellungen. An einer anderen Stelle sieht man einen Mann mit Vogelkopf und ein Wollnashorn.

An weiteren Stellen begegnet man Rindern und Pferden, mitunter überlagert von bisher in ihrer Deutung umstrittenen Symbolritzungen und -zeichnungen. Weiters wurden in der Höhle Speerspitzen, Bohrer, Lampen, Muschelumhänge, Holzkohlenstücke und Fragmente benutzter Farben gefunden.

Umstritten ist noch immer der Zweck der Darstellungen. Gemeinhin geht man von einer Art Jagdzauber aus, möglich ist aber auch eine kultische Bedeutung.

Während Wissenschafter derzeit überlegen, ob die Kunstwerke in der Höhle nicht sogar auf eine noch frühere Zeit datiert werden müssen, versuchen diverse Verschwörungstheoretiker nachzuweisen, dass es sich bei Lascaux um eine Fälschung handelt. Seriösen Archäologen hingegen gilt die Höhle von Lascaux als eine der wichtigsten prähistorischen Fundstätten weltweit.