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Die Bischöfe haben andere Sorgen als das bedingungslose Grundeinkommen

Von Heiner Boberski

Analysen

Bischofskonferenz konzentriert sich auf Papstbesuch 2007. | Am Montag tritt Österreichs katholische Bischofskonferenz zu ihrer Herbstsession in Wien zusammen. Der kleine Wellengang, der kürzlich im seit geraumer Zeit sehr ruhigen Kirchenteich festzustellen war, ist bereits fast vergessen. Erstmals seit langer Zeit hatte ein Diözesanbischof, Egon Kapellari aus Graz, einen Amtskollegen, Ludwig Schwarz aus Linz, öffentlich zurückgepfiffen.


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Kirchliche Würdenträger müssen, wenn sie sich öffentlich zu sozialen Fragen äußern, auf der Hut sein, dass sie nicht parteipolitisch vereinnahmt werden. Dass Bischof Schwarz just in dem Moment wohlwollende Worte für Grundsicherung beziehungsweise Grundeinkommen fand, als die SPÖ diese im Wahlkampf kaum erwähnte Thematik nach der gewonnenen Nationalratswahl plötzlich zu einem Hauptanliegen machte, rief naturgemäß Erstaunen hervor.

Es ist verständlich, dass die Vertreter der Religion der Nächstenliebe die Option für die Armen auf ihre Fahnen geschrieben haben. Es ist auch legitim, konkrete Modelle zu entwerfen, mit denen die Armut mutmaßlich eingedämmt werden kann. Dabei zählt aber vor allem Kompetenz in Wirtschafts- und Sozialpolitik, nicht allein der gute Wille oder die Berufung auf den Glauben, denn Katholiken dürfen in solchen Sachfragen zu völlig unterschiedlichen Auffassungen gelangen, wie das Zweite Vatikanische Konzil festgestellt hat.

Oft werden die diversen Forderungen nicht einmal präzise unterschieden. Was von den drei bekanntesten, nämlich nach bedingungslosem Grundeinkommen, nach bedarfsorientierter Grundsicherung oder nach steuerfreiem Existenzminimum, am meisten Sozialromantik enthält und daher sicher kein Anliegen der Bischofskonferenz sein wird, liegt auf der Hand.

Die Bischöfe haben nämlich, abgesehen von der ständigen Entwicklung der letzten Jahre - weniger Priester, viele Kirchenaustritte, weniger Sakramentenempfang -, noch viele andere Sorgen. Nicht von ungefähr beginnt ihr Treffen mit einem vom Wiener Weihbischof Helmut Krätzl vorbereiteten Studientag zum Thema Islam. Nicht von ungefähr war davon auch jüngst beim Reformationsempfang der Evangelischen Kirche Österreichs die Rede. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche Deutschlands, Wolfgang Huber, warnte eindringlich vor Parallelgesellschaften, die einen Nährboden des Fundamentalismus und eine Gefährdung des sozialen Friedens darstellen können.

Dass das interreligiöse Verhältnis ein brennendes Problem der Gegenwart ist, weiß auch Papst Benedikt XVI. nicht erst seit dem Echo auf seine Regensburger Vorlesung. Er reist Ende November in die Türkei und soll im September 2007 nach Mariazell kommen. Das Treffen der Bischofskonferenz wird vor allem auch im Zeichen der Vorbereitungen auf diesen Besuch stehen.