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Die Blase platzt - doch nicht

Von Christina Böck

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Lange hat man gedacht, dass Soziale Medien vor allem für eines gut sind: zur Schmeichelung, Erhärtung und finalen Einbetonierung der eigenen Meinung in einem wohlig-wogenden Pool an Gleichgesinnten. Nun hat ein deutscher Datenforscher festgestellt: Scheint doch gar nicht so zu sein. Er hat untersucht, wie Twitter-Nutzer mit Fake-News und deren Richtigstellungen umgehen. Die eine Gruppe, eher rechtslastig besetzt, verbreitet die Fake-News, aber nicht die Richtigstellung, fand er heraus. Die andere, größere Gruppe, die an vielfältigeren Themen interessiert ist, verbreitet die Richtigstellung, hat aber von den Fake-News davor gar nichts mitbekommen. Die kleinere Gruppe hat nachweislich die Korrektur gesehen, teilt sie aber nicht. Der Forscher will keinen Beweis für eine Radikalisierung in der Filterbubble finden.

Platzt die Theorie von der Filterblase also? Eine weitere Datenrecherche zeigt, dass man da nicht so voreilig sein sollte. Die Datenjournalismusplattform Mokant.at hat festgestellt, dass nur eine kleine Gruppe von Facebook-Usern den Diskurs im österreichischen Wahlkampf bestimmt hat. Von 3,7 Millionen Österreichern auf Facebook haben sich etwa 400.000 an Postings beteiligt. Aber nur 8900 haben aktiv diskutiert und Stimmung (und Meinung) gemacht. Zwei Prozent der User waren also für 49 Prozent der Kommentare verantwortlich. Dass dies das Panorama der Stimmung im ganzen Land widerspiegelt, kann man wohl kaum annehmen.

Zwei Untersuchungen zum selben Thema: Was gibt es Schöneres als einen Jahresbeginn, der alle Seiten zufriedenstellt.