Je höher die Rendite, desto höher das Risiko. Mit dieser Binsenweisheit, die für Investments aller Art gilt, dürften einige Anleger Probleme haben - oder sie ist ihnen alles andere als geläufig. Gerade weil das Risikobewusstsein oft erschreckend gering ist (aber auch das Wissen über die gekauften Finanzprodukte), tappen in Österreich immer wieder zigtausende Durchschnittsbürger in die Falle und verlieren viel Geld. | "Die Dummheit des Menschen ist unendlich", sagte schon Albert Einstein. Dieser Spruch trifft - leider - auch auf einen Teil der Anleger zu, der meist aus Naivität und blindem Vertrauen den gesunden Menschenverstand außer Kraft setzt und Warnsignale missachtet.
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Im Gegensatz zu traditionellen Anlageformen wie etwa Sparbüchern, wo das Risiko eines Ausfalls weitgehend eingeschränkt ist, gibt es vor allem bei Angeboten, die hohe Renditen bei null Risiko versprechen, garantiert einen Haken. Diesen Haken gab es - um nur die prominentesten Beispiele zu nennen - bei Meinl European Land, bei Immofinanz und bei AvW. Trotzdem haben dort zehntausende Privatanleger in den Boomzeiten der Börse ihr Geld hingetragen, obwohl viele von ihnen gar nicht wussten, was Zertifikate, Aktien oder Genussscheine sind.
Mit dieser Unmündigkeit sieht sich zunehmend auch Wilhelm Rasinger in seiner täglichen Arbeit als Anlegerschützer konfrontiert. Er fordert von der heimischen Politik deshalb bereits seit Jahren, dass an den Schulen auch Fragen der Geldanlage in den Lehrplan aufgenommen werden sollten. In weiten Teilen der Bevölkerung ist das Wissen über Anlageformen und ihre Risiken nur rudimentär vorhanden. Aus diesem Grund sind auch die wenigsten imstande, mündig abzuschätzen, worauf sie sich bei bestimmten Investments einlassen.
Ärzte etwa mögen in ihrem Fach gut ausgebildet sein - wenn es jedoch um Geldanlage geht, werden sie immer wieder zu Opfern ihres "Unwissens". Zumindest behaupten dies böse Zungen.
Es wäre allerdings zu billig zu sagen, dass Privatanleger, die Geld verlieren (auf welche Weise auch immer), einzig und allein selbst daran schuld wären. Viele vertrauen ihren Beratern in den Banken. Daneben vertrauen auch viele darauf, dass die Finanzmarktaufsicht (FMA) alles unter Kontrolle hat. Eine 100-prozentige Garantie gegen Verluste ist das freilich nicht. Und ein Übermaß an Vertrauen kann sich bitter rächen. Das zeigen die Anlegeraffären rund um Immofinanz, Meinl und AvW, die auch die FMA nicht verhindern konnte, nur allzu deutlich.
Dass die Justiz nun dabei ist, diese Fälle restlos aufzuklären, ist zwar Wasser auf die Mühlen der leidgeprüften Anleger. Doch generell gilt, dass ein gesundes Misstrauen angesichts der Fülle an Angeboten für Finanzprodukte niemals schaden kann.
Siehe auch:'Wirtschaftlich alleiniger Nutznießer'