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Die britische Bahn steht still - wie lange?

Von WZ-Korrespondent Peter Nonnenmacher

Politik
Reisende warten stundenlang in der Paddington Station, London.
© reuters / Nicholls

Für Streikende ist die Stilllegung des Bahnnetzes nur der Auftakt zu einem "summer of discontent".


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London. Im Vereinigten Königreich ist am Dienstag durch den größten Bahnstreik seit 33 Jahren der Schienenverkehr weitgehend lahm gelegt worden. Millionen Britinnen und Briten waren von diesem Betriebsstopp betroffen - und fürchten, dass auch für den Rest der Woche und vielleicht sogar auf längere Zeit hin wenig Aussicht auf regulären Eisenbahnverkehr besteht.

Viele entschieden sich dafür, an diesem Tag von daheim aus zu arbeiten. Andere suchten sich im eigenen Wagen, in Bussen oder in Taxis zu ihren Arbeitsplätzen, zu Schulen und zu anderen Zielorten durchzuschlagen.

Besonders angespannt war die Situation in London, wo gestern wegen eines separaten Streiks auch kaum eine U-Bahn fuhr. Landesweit lag die Hälfte der Bahnstrecken vollständig still, und auf den übrigen Strecken fuhren nur wenige Züge. Rund 40 Städte waren mit der Bahn an diesem Tag überhaupt nicht erreichbar. Viele Bahnhöfe, vor allem in der Provinz, standen leer. Flughäfen wie Heathrow Airport, die gegenwärtig eh schon Probleme haben, einen reibungslosen Flugbetrieb zu garantieren, fanden sich ohne Anschluss-Verbindungen. Taxis und Beförderungsmittel wie Uber verlangten enorme Summen selbst für kurze Strecken.

Mancherorts kam es zu zornigen Zusammenstößen zwischen Taxifahrern und frustrierten Passagieren. Auf den Straßen selbst gab es mehr Verkehr als sonst, besonders zu den Stoßzeiten, aber nicht das befürchtete Chaos.

"Wir gehen davon aus, dass viele Leute sich wohl dafür entschieden haben, von zuhause aus zu arbeiten", meinte dazu Frank Bird, Planungschef bei Highways England, der englischen Strassenbehörde. Als nächste Streiktage stehen bereits Donnerstag und Samstag im Kalender. Aber auch an den Tagen "zwischendurch" wird nicht viel mehr als die Hälfte der üblichen Züge verfügbar sein. Die Regierung hat der Bahn- und Transportarbeiter-Gewerkschaft RMT darum vorgeworfen, die Wirtschaft des Landes massiv zu schädigen und Landsleute, die dringend zur Arbeit oder zum Beispiel zu Arztterminen und zu anderen wichtigen Terminen müssten, im Stich gelassen zu haben. Auch viele Schüler, die diese Woche Schulabschluss-Prüfungen hätten, seien wegen des Streiks "übel dran", warnte Verkehrsminister Grant Shapps.

Die RMT hingegen beschuldigt die Regierung, die 40.000 in der Gewerkschaft organisierten Bahnarbeiter seit Jahren nicht mehr ausreichend bezahlt zu haben, ihnen immer unerträglichere Arbeitsbedingungen zuzumuten und zugleich Massen-Entlassungen im gesamten Bahnsektor vorzubereiten. Gerade angesichts der drastisch steigenden Lebenshaltungs-Kosten in Großbritannien hält RMT-Generalsekretär Mick Lynch die Regierungspolitik für einen "Skandal".

Während die RMT mindestens 7 Prozent an Lohnerhöhung fordert, wollen die diversen Bahnbetriebe, die an Regierungs-Weisungen gebunden sind, höchstens 3 Prozent bewilligen - und das auch nur, solange die Gewerkschaft den vorgesehenen Entlassungen und gewissen Veränderungen ihrer Arbeitsbedingungen zustimmen. "

Die RMT-Gewerkschaft hat zuletzt angekündigt, sie würde ihren Streik "notfalls monatelang" fortsetzen - insbesondere, falls die Regierung ihre Drohung wahrmache, mit einer Gesetzesänderung den Einsatz von Agenturarbeitern zu ermöglichen, um den Streik zu brechen.