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Die Brücke von Novi Sad steht wieder

Von Thomas Brey

Europaarchiv

Die von NATO-Bombern im April 1999 zerstörte Brücke über die Donau bei der serbischen Stadt Novi Sad, rund 80 Kilometer nordwestlich von Belgrad, ist wieder aufgebaut. Jahrelang war der Schiffsverkehr auf der Donau durch das zusammengebrochene Bauwerk stark behindert worden.


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"Wir haben am letzten Wochenende die letzte Versteifung in das Mittelstück eingeschweißt und die Brücke damit geschlossen", sagte der deutsche Ingenieur Frank Minas als Aufbauleiter am Dienstag. "Jetzt ist die Brücke wieder komplett". Die Schrägseilbrücke solle im August für den Verkehr freigegeben werden, so dass die wichtige Transitroute zwischen Belgrad und Budapest wieder durchgängig befahrbar ist.

Verkehrshindernis

Jahrelang war der gesamte Schiffsverkehr auf der Donau durch die zusammengebrochene Brücke unterbrochen. Ende 2001 hatte die Europäische Union die Trümmer räumen lassen und die Schifffahrt wieder eingeschränkt ermöglicht. Ein Hindernis stellte aber nach wie vor die Pontonbrücke dar, die anstelle des zerstörten Donauübergangs als Behelf aufgestellt worden war. Nur drei Mal in der Woche wird die Pontonbrücke geöffnet, so dass Schiffe passieren können.

Teilstücke blieben

Im Juli 2002 wurde der Vertrag zum Wiederaufbau der Brücke unterzeichnet. Die Europäische Bank für Wiederaufbau stellte einen Kredit von 34 Millionen Euro bereit. Die Firma Dillinger Stahlbau in Saarlouis hat als Generalunternehmer die Hauptaufgaben übernommen. "Wir mussten möglichst viel der alten Konstruktion retten", erklärt der Brückenbaumeister Minas die Vorgaben. Das heißt im Detail: Von der 1311 Meter langen Brücke wurden nur 711 neu gebaut, von den 8.000 Tonnen Stahl der alten Konstruktion konnten 2700 noch verwendet werden.

Bei dem nächtlichen NATO-Angriff war ein Pfeiler der Brücke regelrecht zerfetzt worden, ein zweiter wurde nur beschädigt. Vier von sechs Trägern - den so genannten Pylonen - konnten noch genutzt werden. Die wenigen Augenzeugen beschreiben das Versinken des von Bomben getroffenen Stahlgiganten als beängstigendes Schauspiel. "Zwei Minuten wird es wahrscheinlich gedauert haben bis die abgeknickte Brücke auf dem Boden des Flusses angekommen war", schätzt Minas. Die NATO hatte gegen Serbien einen Luftkrieg geführt, um die Massenvertreibungen der Albaner in der Unruheprovinz Kosovo durch serbisches Militär und Paramilitär zu beenden.

Jetzt wird der Brückenrohbau in Novi Sad innen und außen mit Spezialfarben gestrichen. Die Tragseile der neuen Brücke müssen in den nächsten Wochen noch in die richtige Spannungsposition gebracht werden. Zuletzt wird in nur wenigen Tagen der Asphalt aufgetragen.dpa