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Es mag der Spannung vielleicht abträglich sein, aber eine gewisse Stabilität tut jeder Fußballliga gut. In den ersten sieben Jahren nach der Jahrtausendwende waren fünf verschiedene Klubs Meister, dazu Ried einmal Vize-Meister.
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Schon in der Vorsaison zeigte sich ein anderes Bild, das die erste Saisonhälfte nun bestätigt hat. Winterkönig Rapid, Salzburg, Austria und Sturm sind den übrigen Klubs enteilt. Allerdings nur teilweise bedingt durch budgetäre Möglichkeiten. So verzeichnen die Grazer in etwa den gleichen Jahresumsatz wie Austria Kärnten, auch die Personalaufwendungen sind vergleichbar, die Punkteausbeute freilich spricht eine gänzlich andere Sprache.
Der Retortenklub aus Klagenfurt hat weder eine Philosophie, noch ist es Klubchef Mario Canori gelungen, Ruhe und professionelle Strukturen in den Klub zu bringen. Es ist ein Teufelskreis, in dem sich Kärnten befindet. Vermutlich werden, um die Rettung noch zu schaffen, im Winter einige Spieler verpflichtet, deren Engagement man sich dann über den Sommer hinaus nicht leisten kann.
Im Fall des Klassenerhalts müsste das Team wieder umgebaut werden, wie in diesem Jahr, womit man einen klaren Wettbewerbsnachteil - einen selbst verschuldeten - gegenüber Ried und Mattersburg hätte. Die haben zwar weniger Budget, aber eine nachhaltige, auf Kontinuität basierende Vereinsarbeit.
Doch eine Rettung ist in Kärnten ohnehin nicht in Sicht. Und da bei einem Abstieg auch der Präsident von Bord gehen und das Stadion in der zweiten Liga fast leer stehen würde, dräuen für die Liga Probleme gröberer Natur herauf. Ein ganzes Bundesland könnte praktisch wegbrechen, denn dann wäre auch die Akademie in Kärnten in Gefahr.
Gegenseitig aufgerieben
Die neue Hierarchie in der Liga bietet eine Reihe von Vorteilen. Vermutlich werden sich die vier Top-Klubs fast immer für den Europacup qualifizieren, was sich im Ranking und damit auch in leichteren Auslosungen niederschlagen wird. Das ist der internationale Vorteil einer hierarchischen Liga-Tabelle.
Innerhalb der Bundesliga hat sich vor allem nach der Jahrtausendwende gezeigt, dass die Dynamik die Vereine regelrecht aufgerieben hat. Im wechselseitigen Hochlizitieren explodierten die Gehälter, wurden Meistertitel kreditfinanziert, um sie in der Champions League refinanziert zu bekommen (was nie passierte).
Der GAK, Tirol und Sturm gingen pleite, die Austria war nicht weit davon entfernt, Salzburg noch ein bisschen näher. Nun scheint Ruhe eingekehrt zu sein. Weder Wiener Neustadt noch Kapfenberg träumen vom internationalen Geschäft, der Liga-Erhalt scheint angesichts des Kärntner Versagens relativ wahrscheinlich. Und Planungssicherheit hat noch keinem Unternehmen - und als solches sind die Klubs mittlerweile zu bezeichnen - geschadet.
Da auch in dieser Herbstsaison wieder einige junge Talente die Aufmerksamkeit auf sich lenken konnten, darf die Liga durchaus positiv in Richtung Frühjahr blicken, das am 13. Februar beginnt.
Angesichts des doch stark nachlassenden Niveaus gegen Ende der Meisterschaft muss die Bundesliga aber ihren Terminplan überdenken. Der Herbst war intensiver, als es den Kickern zuzumuten ist. Und es ist ja auch wenig sinnvoll, wenn etwa ein ausgelaugtes Rapid-Team beim HSV bestehen muss. Ein fittes hat überrascht, ein müdes nicht. Passiert nichts, ist anzunehmen, dass Pacult und Co. in einem Jahr genau das selbe Lied singen werden.