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Jetzt ist es schon wieder passiert. Kaum ist ein österreichischer Fußball-Bundesligist der Liquidierung entkommen, muss schon der nächste Konkurs anmelden und auf gnädige Gläubiger und willige Investoren hoffen, auf dass ein Zwangsausgleich den Fortbestand des Klubs sichern möge.
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Sturm Graz ist mit einem blauen Auge davongekommen und darf nach dem Ausgleich vor rund einem Monat wieder bei Null beginnen. Der GAK, dessen Schuldenberg zumindest sieben Millionen Euro, wohl aber etwas mehr umfassen dürfte, versucht nun, es dem Lokalrivalen gleichzutun.
Seit Jänner 2000 haben damit bereits neun Bundesligisten den Konkursrichter aufsuchen müssen, am spektakulärsten war dabei wohl die Pleite des damaligen Serienmeisters FC Tirol, dessen Schuldenstand am Ende rund 50 Millionen Euro betrug.
Ein von der Bundesliga selbst installiertes Prüfverfahren ("Lizenzierung") soll Misswirtschaft schon im Vorfeld unterbinden. Doch hier findet das Wort "eigentlich" seine idealtypische Verwendung. Denn eigentlich ist das Lizenzierungsverfahren wirkungslos, wie auch die Konkursfälle in Graz bewiesen haben. Beide Klubs erhielten von der Liga im Sommer eine Spielerlaubnis, nachdem das Land Steiermark eine Haftung über 1,2 Millionen Euro pro Klub zugesichert hatte.
Das Problem für die Bundesliga ist, dass die Vereine nicht bilanzpflichtig sind. Manche Klubs legen den Wirtschaftsprüfern daher nicht alle Verträge vor, zumal erst kürzlich öffentlich wurde, dass es auch Schattenverträge in der Liga gibt und dass Spieler teilweise schwarz bezahlt werden.
Die Hauptursache der zahlreichen Insolvenzen in der Bundesliga ist jedoch das große wirtschaftliche Risiko, das viele Klubchefs bereit sind einzugehen. Der GAK ist dafür ein Paradebeispiel. Das große Ziel vor Augen, erstmals in der Klubgeschichte den Meistertitel zu gewinnen, ließ den Realitätssinn der Funktionäre schwinden. Die Mannschaft wurde mit neuen, teuren Spielern verstärkt, abwanderungswillige Kicker mit neuen, höher dotierten Verträgen gehalten.
Sportlich zahlte sich das Risiko aus, der GAK wurde 2004 tatsächlich Meister. Finanziell forderte der Titel jedoch seinen Tribut. Hätten sich die Grazer bei einem ihrer drei Versuche für die Champions League qualifiziert, stünde der Verein wohl jetzt nicht vor der Pleite. Doch mit der Champions League kann man als österreichischer Verein nicht budgetieren, wie das beim GAK und Tirol offenbar der Fall war.
Bis auf Liga-Krösus Salzburg müssen sich alle Vereine der Liga finanziell nach der Decke strecken. Rücklagen werden prinzipiell nicht gebildet, stattdessen werden Spieler geholt oder Trainer entlassen. Beides kostet Geld. Die Planung der meisten Klubs ist kurzsichtig, nicht nur sportlich, auch finanziell. Wenn ein Sponsor ausfällt, kann das einen Klub schon die Existenz kosten. Wer so wirtschaftet, darf sich nicht wundern, dass alle paar Monate wieder etwas passiert.