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Die CD, zwischen den Stühlen

Von Christoph Irrgeher

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"Wiener Zeitung"-Klassikexperte Christoph Irrgeher.

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Jetzt ist das auch schon 40 Jahre her: Dass eine seltsame Scheibe in der Musikwelt Einzug hielt, bei der man sich anfangs fragte: "So klein und schon ein Tonträger?" Die Compact Disc sollte ihrem großen Bruder Schallplatte aber noch mächtig zusetzen. In ihren besten Jahren dominierte sie nicht nur den Markt der Neuerscheinungen; der Endverbraucher erwarb auch seine bisherigen Lieblingsalben ein zweites Mal auf CD, was der Branche in den 90ern Spitzengewinne bescherte. Der Absturz folgte auf den Fuß: Mit dem Triumph des MP3-Formats, den illegalen und legalen Musikportalen im Internet wurde die CD vom Thron geschubst.

Und heute? Sitzt sie irgendwie zwischen den Stühlen. Das Flair aus der Vintage-Abteilung? Hat nicht sie, sondern die Schallplatte. Die CD gehört zur digitalen Welt, sieht aber dort ziemlich alt aus neben heutigen Formaten.

Ihre Todesstunde dürfte trotzdem noch in einer gewissen Ferne liegen. Stimmt zwar, dass das CD-Geschäft rückläufig ist, der Marktanteil in Österreich auf 13 Prozent geschrumpft ist. Dennoch halten manche Menschen der Silberscheibe eisern die Treue, und das sind interessanterweise nicht zuletzt Musiker: Unverdrossen verkaufen sie nach ihren Konzerten CDs oder versenden sie an Rezensenten. Der Grund dürfte ein zutiefst menschlicher sein: Dass man dem Publikum seinen ganzen Künstlerstolz lieber in einer handfesten, greifbaren Form präsentiert - nicht als ein Digitalprodukt, das auf einen Klick da ist und auf den nächsten wieder weg, so praktisch das an sich sein mag.