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Die chinesische Verwundbarkeit

Von David Ignatius

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Der Autor war Chefredakteur der "International Herald Tribune". Seine Kolumne erscheint auch in der "Washington Post".

Das nächste US-chinesische Gipfeltreffen wird wohl den beiden Weltgiganten die Grenzen der Macht aufzeigen.


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Als die Verantwortlichen in den USA begonnen haben, Xi Jinpings Staatsbesuch für September zu planen, stellten sie sich wahrscheinlich vor, der chinesische Präsident würde, im übertragenen Sinn, in einem leuchtenden Flugzeugträger ankommen. Zu dieser Zeit lautete die Herausforderung, wie mit einem starken und äußerst selbstsicheren Peking umzugehen ist.

Nun sehen sich die Gipfelplaner anderen Kriterien gegenüber: Nach dem jüngsten wirtschaftlichen Taifun steuert Xi ein wackligeres Fahrzeug: Außen immer noch glänzend, aber mit einigen undichten Stellen und demolierten Abteilen. Die Frage ist, wie die USA mit diesem labileren und wieder anfälligeren China zusammenarbeiten können, um Wirtschaftswachstum und Stabilität wiederherzustellen, ohne Xis autoritären politischen Stil zu stärken. Paradox ist, dass ein angeschlagenes China schwieriger zu handhaben ist als ein unversehrtes. "China bewegt sich auf eine Periode heimischer Unbeständigkeit und Unruhe zu, aber das drückt sich international nicht unbedingt durch mehr Mäßigung aus", warnt Kurt Campbell, der während US-Präsident Barack Obamas erster Amtszeit half, die Asienpolitik zu steuern: "Xi wird wahrscheinlich eine straffere Haltung einnehmen, um jeden Anschein von Schwäche und Verletzbarkeit zu vermeiden."

Beobachter haben gewarnt, dass in China nach so vielen Jahren schnellen Wachstums eine Wirtschaftskorrektur ansteht. Henry Paulson, früherer US-Finanzminister, schreibt in seinem heuer erschienenen Buch "Dealing with China": "Verlangsamtes Wirtschaftswachstum und schnell wachsende Schulden sind selten eine glückliche Kombination, und Chinas Kreditrausch dürfte mit Sicherheit zu Schwierigkeiten führen. Die Frage ist nicht, ob, sondern wann sich das chinesische Finanzsystem einer Abrechnung gegenübersehen wird."

Xi hat sich das Ziel der Marktreform und des Durchgreifens gegen Korruption gesetzt - beides Versuche, Chinas Stabilität zu stärken und die Vorherrschaft der Kommunistischen Partei zu sichern. Durchgesetzt hat er die angekündigten Reformen aber noch nicht.

Xi kommt also auf erneut zerbrechlicher politischer Grundlage zum Gipfel. Es geht ihm um die Zeichen der Macht, die ein Gipfel in Washington bringen kann. Öffentlichen Zugeständnissen, die zu Hause Gesichtsverlust bedeuten, wird er sich widersetzen.

Vor dem Hintergrund einer derart wackligen Weltwirtschaft wird Obama wahrscheinlich eine begrenzte Gipfelagenda anstreben. Das allgemeine Thema wird die Zusammenarbeit der USA und Chinas, der weltweit größten Ökonomien, für globale Stabilität und Wachstum sein. Die jüngste Hochschaubahnfahrt der Finanzen, mit schwankenden Märkten von Schanghai bis Manhattan, ruft die gegenseitige Abhängigkeit der Weltwirtschaft ins Gedächtnis.

Das sind Tatsachen, die sowohl für die USA als auch für China unangenehm sind. Jeder will Herr seines Schicksals sein und in der Lage, das 21. Jahrhundert nach seinen Vorstellungen zu formen. Das kommende US-chinesische Gipfeltreffen wird wahrscheinlich die Grenzen der Macht aufzeigen, selbst für die beiden Weltgiganten.

Übersetzung: Hilde Weiss