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Die Corona-Fallprognose hat ausgedient

Politik

Prognosekonsortium legt Fokus auf die Spitalsbelegung und fordert Stichproben-Tests zur besseren Überwachung.


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Die steten Begleiter in dieser Pandemie werden weniger. Seit Anfang dieser Woche gibt es keine verpflichtende Isolation mehr für Infizierte. Und auch das Contact Tracing wurde formal aufgehoben, praktisch hatte es aber ohnehin seit Monaten keine Bedeutung mehr. Denn wer geimpft oder genesen ist, wurde als Kontaktperson seit rund einem Jahr nicht mehr in Quarantäne geschickt. Nun gibt es auch bei der wöchentlichen Corona-Prognose Umstellungen.

Die Vorhersage der kurzfristigen Entwicklung der Fallzahlen wird künftig nicht mehr veröffentlicht. In den vergangenen Wochen war bereits zu beobachten, dass das angegebene Intervall immer größer geworden ist. Und dennoch hat die Realität dann mitunter anders ausgesehen. Doch wie wirklich die Wirklichkeit ist, steht auch in Frage. Denn für die Fallstatistik zählen nur jene Personen, die auch einen PCR-Test machen. Die Dunkelziffer ist jedenfalls größer geworden, das gilt als sicher. Wie groß sie ist, kann aber nur geschätzt werden. "Wir sehen aktuell rund 300 bis 500 neue Fälle pro Tag, tatsächlich sollten es 1.200 bis 1.500 pro Tag sein", sagt der Leiter des Corona-Managements des Landes Salzburg, Oberst Peter Schinnerl.

Abwasser- und Stichprobentests

Das tatsächliche Infektionsgeschehen ist daher besser aus Abwasseranalysen und repräsentativen Stichprobentests abzulesen. Letzteres ist allerdings noch nicht umgesetzt, wie das Prognose-Konsortium in seinem Bericht auch moniert. Ein solches Überwachungssystem würde einen "wesentlichen Beitrag zur künftigen Messung der Ausbreitungsdynamik" darstellen, heißt es in der Stellungnahme. Aus dem Gesundheitsministerium wird der "Wiener Zeitung" beschieden, dass die Etablierung einer solchen Struktur gerade "in Diskussion" sei.

In Zukunft wird das Konsortium jedenfalls das Infektionsgeschehen qualitativ bewerten, Prognosen zur Spitalsbelegung wird es aber weiterhin geben. Auch bei diesen Modellierungen war das Konfidenzintervall zuletzt sehr breit und die Trefferquote dennoch nicht herausragend. Vor allem im ersten Jahr der Pandemie, noch bevor Impfungen zur Verfügung standen, konnte aus den gemeldeten Fällen sehr treffsicher der Bedarf in den Krankenhäusern errechnet werden. Bei den 20- bis 29-Jährigen kamen 2 Prozent bei einer Infektion ins Spital, bei Infizierten in ihren 40ern waren es 4,3 Prozent, bei 70- bis 79-Jährigen schon jeder Dritte.

"Wir stellen nach wie vor eine Entkoppelung zwischen den gemeldeten Fallzahlen und dem Spitalsbelag fest", heißt es in dem Prognosepapier des Konsortiums, dem unter anderen Peter Klimek und Nikolaus Popper angehören.

Prognosen für Planungen der Spitäler wichtig

Während die Prognosen zu den Fallzahlen keine unmittelbaren Konsequenzen in der Pandemiesteuerung hatten, war die Vorausschau auf die Entwicklung der belegten Spitalsbetten für die Krankenhäuser bei der Planung wichtig. Denn es braucht einen zeitlichen Vorlauf, um Stationen für Covid-Patienten umzuwidmen und gegebenenfalls Dienstpläne zu adaptieren. Aus diesem Grund werden diese Vorhersagen auch weitergeführt.

Laut Konsortium wird die Belastung in den Spitälern etwas geringer werden. Zumal sich auch bei den Abwasseranalysen herauslesen lässt, dass Österreich mittlerweile auf der anderen Seite der Infektionswelle angekommen ist. Die Situation in den Krankenhäusern bleibt aber angespannt, da derzeit viel Personal krank ist, andererseits aber im Sommer auch die Überstunden und der seit 2020 angesammelte Urlaub abgetragen werden müssen.

In Wien werden die Belegungszahlen diese Woche sicher steigen. Denn hier wurden bisher nur Patienten mit Covid-19 als Hauptdiagnose eingemeldet. Zu den derzeit 412 Covid-Fällen auf der Normalstation werden noch einmal rund 90 weitere hinzukommen.(sir)