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Die Datenschutzdebatte bietet für Blackberry lauter Schreckensszenarien

Von Alexander U. Mathé

Analysen

Die Firma Research in Motion (RIM) steckt mit ihrem Smartphone Blackberry in der Klemme. Denn durch die Forderung diverser Staaten, RIM möge sein offenbar wasserdichtes Sicherheitskonzept öffnen, gerät das kanadische Unternehmen in die Zwickmühle: Egal, wie es sich entscheidet, es läuft Gefahr, seine Geschäftsgrundlage zu verlieren.


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Vor allem für viele Wirtschaftstreibende war der große Vorteil von Blackberry das ausgeklügelte Sicherheitssystem. Zum einen werden die Daten nicht - wie bei anderen Handys üblich - in den jeweiligen Ländern über lokale Einrichtungen übermittelt, sondern über eigene abgekoppelte Server in Kanada und Großbritannien. Zum anderen bietet RIM seinen Kunden auch eine Hochsicherheits-Verschlüsselung an, die ihre Daten vor einem ungewollten Zugriff schützt. Egal, ob Nachrichten oder Unterlagen verschickt werden: Vor Betriebsspionage ist man damit so gut wie sicher, denn offenbar gelingt es nicht einmal den Geheimdiensten in aller Welt, dieses Sicherheitssystem zu knacken.

Das stört natürlich viele Regierungen, die für sich einen Zugang zu den via Blackberry versandten Daten beanspruchen. Interpretiert man dieses Ansinnen wohlwollend, so kann man sich durchaus der offiziellen Erklärung anschließen, dass es dabei nur um Datensammlung im Kampf gegen den Terror geht. Auch wenn der irgendwann im Laufe der letzten neun Jahre seinen Höhepunkt hatte und sich bis vor kurzem niemand an Blackberry gestoßen hat. Sollte RIM nicht einlenken, so die Drohung, würden die Datendienste für Blackberrys gekappt und das Smartphone somit auf ein Telefon reduziert.

Gibt RIM der Forderung nach Lockerung seines Sicherheitssystems nicht nach, so erleidet es einen doppelten Schaden: Erstens brechen der Firma vielversprechende und finanzkräftige Märkte weg. Denn zu den Ländern, mit denen sich RIM konfrontiert sieht, zählen China, Indien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Indonesien und Saudiarabien. Zweitens wären auch Touristen und Wirtschaftstreibende betroffen, die in den besagten Ländern nicht mehr ihren Datenverkehr via Handy abwickeln könnten und somit geneigt wären, auf ein Modell umzusteigen, das sie weltweit einsetzen können.

Lockert hingegen Blackberry seine einzigartige Sicherheitsstruktur, so gibt die Firma den großen Vorteil auf, den sie gegenüber iPhone und Co. hat, was ihre Position auf dem hart umkämpften Smartphone-Markt verschlechtern würde.

Paradoxerweise hat RIM gleichzeitig mit Vorwürfen zu kämpfen, nicht sicher genug zu sein. In einigen europäischen Ministerien ist die Verwendung eines Blackberrys verboten, da man dort befürchtet, dass die US-amerikanischen Geheimdienste die RIM-Server angezapft haben könnten. Das führt unterm Strich dazu, dass RIM, egal in welche Richtung es geht, anstoßen wird.