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Die Demo endete mit "SPÖ-Umfaller"

Von Christian Rösner

Politik

Zwischen 700 und 900 Teilnehmer. | ÖH sieht erste Erfolge der Proteste. | Wien. "Da sind ja mehr Journalisten als Demonstranten", meint eine Teilnehmerin zu Beginn der Demonstration, die am Mittwoch von der Österreichischen Hochschülerschaft (ÖH) gegen das gebrochene Wahlversprechen der SPÖ bei den Studiengebühren organisiert wurde. Und tatsächlich wird das Bild vor dem Wissenschaftsministerium am Minoritenplatz zuerst von Kamerateams und Fotografen geprägt - und von einigen als Chirurgen verkleideten Medizin-Studenten: "Herr Bundeskanzler, ich gebe ihnen Nachhilfe in Anatomie, damit sie wissen, was ein Rückgrat ist", skandieren sie und bieten auf Transparenten ihre Nieren zum Verkauf an - zum Preis von Studiengebühren für ein Semester.


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"Mehr als 200 Demonstranten sind das nicht", erklärt eine Polizistin während ÖH-Vorsitzende Barbara Blaha via Mikrophon ihrem Unmut über Bundeskanzler Alfred Gusenbauer Luft macht. Gegenüber der "Wiener Zeitung" zeigt sich Blaha aber nicht unzufrieden: "Wir sind heute hier, um aufzuzeigen, dass die Bundesregierung die Interessen der Studierenden nicht ernst nimmt. Schön ist aber, dass die Proteste schon erste Wirkungen zeigen - immerhin hat der Wissenschaftsminister bereits in Aussicht gestellt, die Stipendien um 25 Millionen Euro zu erhöhen."

Unterdessen sieht man immer mehr Menschen Transparente schwenken. "Aufstehen statt Umfallen" oder "hemmungslos Studieren", ist auf einem Schild der VSStÖ zu lesen. "Alarm fürs Bildungssystem" steht auf einem Stück Stoff der Österreichischen Medizinerunion geschrieben. Der Spruch "Studiengebühren Grenzen aus", wird von kurdischen Studierenden hoch gehalten, die "Antiimperialistische Koordination" trägt ein Transparent mit der Aufschrift "Regierung der Lügner".

Und während aus den Lautsprechern "We dont need no education" von Pink Floyds "Another Brick in the Wall" ertönt, setzen Vertreter der ÖH den Demonstrationszug Richtung Ringstraße in Bewegung. Allen voran die Träger eines Spruchbandes mit den Worten "Für eine echte Bildungspolitik".

Geteilte Meinungen

"Also jetzt sinds sicher schon 500 Leute - ist aber nur eine Schätzung", erklärt nun die Polizistin. "Gusenbauer, Bildungsklauer" tönt es sogleich durch die Herrengasse, und die Passanten beäugen das Geschehen skeptisch. Die Meinungen sind geteilt. "Ich kann die Studenden gut verstehen, es ist eine Sauerei, dass ihnen vor der Wahl etwas versprochen und danach nicht eingehalten wird", meint etwa eine Frau, die gerade aus einem Kaufhaus kommt. Wenig später brüllt ein älterer Herr in die Menge: "Lernen tuns nix, aber die Goschn aufreissn könnens.

Zwar wird die Spitze des Demonstrationszuges noch immer von Polizisten und Journalisten angeführt, aber die Menschentraube dahinter wird immer dichter und die Stimmung erreicht ihren Höhepunkt.

Bei der Abschlusskundgebung vor dem Bundeskanzleramt formen die Studenten ein SPÖ-Logo und fallen auf Kommando um - eine Anspielung auf das nicht eingehaltene Wahlversprechen der SPÖ. Danach marschieren noch etwa 200 "Rest-Demonstranten" über den Ring. Am Ende spricht die Polizei von 700 und die ÖH von 900 Teilnehmern, die der Kundmachung beiwohnten.