Man möchte am liebsten aufspringen und Doris Dörrie spontan Beifall zollen. Die renommierte Filmregisseurin hat in einem an sich völlig bedeutungslosen Schlagabtausch mit der am Fließband spielenden TV-Schauspielerin Christine Neubauer in der "Süddeutschen" einen befreiend ehrlichen Satz gesagt. Über die sklavische Quotenorientierung der "komplett bescheuerten Programmverantwortlichen" im Fernsehens meinte sie: "Die Deppen da draußen wollen es so, und wir hier drinnen mit Abitur geben ihnen, was sie brauchen."
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Pointierter kann man es kaum sagen. Und es ist gut, dass die Kritik von innen kommt. Oft hat man das Gefühl, dass das deutschsprachige Fernsehen deswegen immer gleich aussieht, weil dasselbe Dutzend Produzenten mit demselben Dutzend Drehbuchautoren und denselben paar Schauspielern lieblose Massenware abarbeitet. So entsteht der ewig gleiche Einheitsbrei, eine Fließbandarbeit der Belanglosigkeit: unkreativ, vorhersehbar, langweilig.
Auch wenn die Form der Kritik einigermaßen harsch war: Dörrie hat recht. Und sie darf das auch sagen, denn mit ihren Filmen beweist sie regelmäßig, dass auch ein anderes Fernsehen möglich wäre. Wenn man mehr auf kritische Geister jenseits des Mainstreams setzen würde. Und nicht darauf vertraut, dass man im Seichten ohnehin nicht untergehen kann.