)
Machtkampf entlang ehemaliger Ost-West-Grenze. | Berlin. (reuters) Dreieinhalb Monate nach ihrem fulminanten Ergebnis bei der Bundestagswahl steckt die deutsche Linkspartei in der Krise. In der aus der ostdeutschen PDS und der westdeutschen WASG entstandenen Partei sind alte Gräben wieder aufgerissen. Zudem ist unklar, ob ihr Zugpferd - Parteichef Oskar Lafontaine - aus Gesundheitsgründen die bundespolitische Bühne verlässt und damit ein großes Vakuum hinterlässt. Co-Parteichef Lothar Bisky warnte bereits vor einer Selbstzerfleischung der Linken.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 15 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Vordergründig stehen sich Lafontaine und Bundesgeschäftsgeschäftsführer Dietmar Bartsch gegenüber. Ihr Verhältnis gilt als zerrüttet. Die Rücktrittsforderungen aus den Landesverbänden Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen wegen Illoyalität wies Bartsch zurück. Ihm wird vorgeworfen, die Debatte über ein Ausscheiden Lafontaines aus der Bundespolitik befeuert zu haben. Der 66-Jährige hat sich wegen einer Krebserkrankung von der politischen Bühne zurückgezogen und seine Rückkehr offen gelassen.
Bartsch kann sich auf den Rückhalt der Spitzen der ostdeutschen Landesverbände stützen, Lafontaines Anhänger finden sich vor allem in den westdeutschen Gliederungen. Inhaltlich geht der Streit um die Bedingungen für eine Regierungsbildung. Hier sind ostdeutsche Genossen zu wesentlich mehr Konzessionen bereit als etwa Lafontaine und seine Anhänger.
Zudem stören sich viele aus dem Reformflügel, zu dem auch Bartsch gehört, an dem autoritären Führungsstil Lafontaines, dem eine gewisse Selbstherrlichkeit vorgeworfen wird. Welches Lager das stärkere ist, lässt sich schwer sagen. Vordergründig sind es die Vertreter der neuen Bundesländer, die für knapp 50.000 Mitglieder stehen gegenüber knapp 30.000 in Westdeutschland.
Einen Weg aus der verfahrenen Situation wollten am Donnerstag Fraktionschef Gregor Gysi und Lafontaine in einem Vier-Augen-Gesprächsuchen. Im Vorfeld hieß es aber, entscheidende Weichenstellungen seien nicht zu erwarten.