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Die deutsche Stimme der arabischen Jugend

Von Alexander U. Mathé

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Alexander U. Mathé

Ein Moderator der Deutschen Welle bricht in seiner Talkshow mit verzopften Tabus.


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Jaafar Abdul Karim ist Deutscher und einer der erfolgreichsten Journalisten in der arabischen Welt. In seinem Heimatland hingegen kennen ihn nur die wenigsten.

Das heißt, eigentlich ist der 35-Jährige Libanese wie seine Eltern, auch wenn er in Liberia geboren wurde. Er wuchs im Libanon und in der Schweiz auf und zog 2001 nach Deutschland. Er studierte Medieninformatik an der TU Dresden und am Institut National des Sciences Appliquées in Lyon und absolvierte außerdem einen Regiekurs an der London Film Academy.

Schließlich landete er beim Fernsehen: Zuerst beim Mitteldeutschen Rundfunk, dann bei SAT1 und schließlich bei der Deutschen Welle. Als 2011 der Arabische Frühling anbrach, überlegte sich die arabische Ausgabe des Senders ein Programmformat, mit dem sie das demokratische und liberale Aufbegehren unterstützten könnte. Heraus kam die Sendung "Shabab Talk" mit Karim als Moderator.

Shabab das bedeutet Jugend und dementsprechend visiert die Sendung auch primär die Zielgruppe der 18- bis 30-Jährigen an. In dieser Sendung werden Themen diskutiert, die bis heute eigentlich ein Tabu in der arabischen Welt, zumal in der dortigen Öffentlichkeit, sind: Sex, Frauenrechte, Homosexualität, Satire. Einmal sprach Jaafar Abdul Karim mit Omar Sharif (nicht der verstorbene ägyptische Golden-Globe-, Bambi- und César-Preisträger, sondern dessen gleichnamiger Enkel) über dessen Homosexualität - eigentlich ein No-Go. Denn in Ägypten ist Homosexualität de facto noch illegal und wird bestraft.

Doch die Reaktionen, Beteiligung und nicht zuletzt die Zahl der Zuschauer zeigen, dass die Meinung der jungen Generation weit entfernt ist von der Politik, die ihre Regenten machen. Die Fangemeinde ist riesig. Allein in Ägypten verfolgen jede Woche rund vier Millionen Menschen seine Sendung. Karim avancierte zur Stimme der arabischen Jugend, die ihn zu ihrem Idol auserkoren hat. Das unterstreichen die vielen Preise, die Karim erhalten hat, unter ihnen der tunesische Preis für die "beste Talkshow im arabischsprachigen Fernsehen" oder der Al Haitham Arab Media Award aus Jordanien für die beste arabische Jugend-Talkshow.

Jaafar Abdul Karim versteht einfach seine Gäste und das natürlich nicht nur sprachlich. Umgekehrt war es jedoch so, dass in Deutschland, zumal in Berlin, dem Sitz seines Senders, ihn nur wenige verstanden, denn naturgemäß spielte sich die Talkshow auf Arabisch ab. Dem Ruf, sich auch für die Mehrheit der deutschen Bevölkerung verständlich zu machen, ist Karim inzwischen gefolgt. Blogs und Videoblogs von ihm kann man nicht nur auf der Deutschen Welle, sondern auch auf "Spiegel Online" und der "Zeit" verfolgen.

Und auch hier bringt er interessante Erkenntnisse zutage. Etwa, dass viele arabische Immigranten in Großbritannien für den Brexit gestimmt haben, weil sie fürchten, dass ihnen osteuropäische Immigranten die Jobs wegnehmen. Nach den Anschlägen von Paris interviewte er arabische Immigranten und stellte fest, dass diese genauso verunsichert und ängstlich waren wie alle anderen Franzosen auch. Und so sorgt Jaafar Abdul Karim inzwischen nicht nur für Aufklärung in der arabischen, sondern auch in der westlichen Welt.