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Die Deutungshoheit über Carla Bruni

Von WZ-Korrespondentin Birgit Holzer

Europaarchiv

In Frankreich erscheint neben einer Biografie der First Lady auch gleich eine Gegenbiografie. | Paris. Wer verbirgt sich hinter dem feinen Wachsgesicht und den hellblauen Katzenaugen von Frankreichs Première Dame? Wo ist die freizügige Femme Fatale abgeblieben, die Carla Bruni war, bis sie Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy geheiratet und sich vornehme Zurückhaltung auferlegt hat? Um das herauszufinden, reiste die französische Journalistin Besma Lahouri eineinhalb Jahre lang auf Brunis Spuren nach Verona, Mailand, New York und Südfrankreich und interviewte Bekannte, Freunde, ehemalige Arbeitskollegen. "Eins ist sicher: Die Carla, die die Franzosen sehen, ist nicht die echte", sagt Lahouri. Am heutigen Mittwoch erscheint ihre Bruni-Biografie in den französischen Buchläden. Titel: "Carla, ein geheimes Leben".


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Erste Auszüge, die das linksstehende Magazin "Marianne" vorab druckte, sind gehaltvoll - und wenig schmeichelhaft. Sie zeichnen das Bild einer kaltblütigen, egomanischen Frau, die das Geld und den schönen Schein liebt und Männer wie Trophäen jagt. "Carla ist verführerisch wie eine Katze, verschlagen wie ein Affe und kalt wie eine Schlange", wird Jean-Jacques Picart, ehemaliger Mitarbeiter des Designers Christian Lacroix, zitiert. Zwar pflege die gebürtige Italienerin ihren Ruf einer Linksintellektuellen, interessiere sich letztlich aber genauso wenig für Politik wie für ihre humanitäre Stiftung. Diese habe sie nur gegründet, um ihrer Rivalin Cécilia, Sarkozys Exfrau, nachzueifern, mit der sie sich einen Kampf bis aufs Messer lieferte. Narzisstisch und abgehoben, umgebe sich Bruni mit einem wahren Clan aus Ex-Liebhabern. "Sie lebt in einer vergoldeten Kugel", behauptet Lahouri. Zudem wolle die ehrgeizige 42-Jährige ihr eigenes Bild in der Öffentlichkeit absolut kontrollieren.

Vielleicht versagte Bruni aus diesem Grund der Journalistin, die bereits eine umstrittene Biografie über den Fußballstar Zinédine Zidane schrieb, ein persönliches Gespräch und autorisierte das Buch nicht. Medienberichten zufolge versuchte der Élysée-Palast sogar, eine Veröffentlichung zu verhindern.

Viele halten es daher für keinen Zufall, dass ausgerechnet morgen eine weitere Bruni-Biografie namens "Carla und die Ehrgeizigen" erscheint. Die Autoren und Journalisten Yves Derai und Michaël Darm, denen brave Hofberichterstattung nachgesagt wird, empfing Bruni persönlich. Gerüchten zufolge wurde das Buch als Gegengewicht zu Lahouris unliebsamen Enthüllungen sogar vom Élysée bestellt. Es soll das offizielle Bild der einstigen Lebefrau zeigen, die einmal von sich sagte, ab und zu lebe sie auch monogam.

Dabei sind Brunis wilden Zeiten angesichts der Fülle an Nacktfotos, freizügigen Interviews und Chansons aus Brunis eigener Feder, in denen sie mit rauchiger Stimme ihre 30 Liebhaber besingt, wohl ohnehin kein Geheimnis mehr.