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Die Devisenmärkte sind keine Einbahnen

Von Rosa Eder

Wirtschaft

Fremdwährungskredite haben in Österreich nicht gerade den besten Ruf, hört man doch - vorwiegend von Seiten der Konsumentenschützer - immer wieder von unliebsamen Überraschungen und bösem Erwachen. Dennoch werden nach wie vor Kredite in Fremdwährungen, vorzugsweise in japanischen Yen oder Schweizer Franken, aufgenommen, da die Ersparnis bei den Zinsen gegenüber einer Finanzierung in Euro beachtlich ist. Das Risiko liegt in einem nicht vorhersehbaren Anstieg der Währung. Starke Nerven sind also dringend vonnöten.


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In Japan und in der Schweiz ist das Zinsniveau deutlich niedriger als im Euro-Raum. Für ein Darlehen in Yen sind derzeit beispielsweise inklusive Gebühren knapp 2% Zinsen zu berappen. Das klingt gut, wäre da nicht das Geschehen an den Devisenmärkten, das dem Fremdwährungskreditnehmer schlaflose Nächte bereiten kann. Ein Beispiel: Jemand, der im Jahr 1980 sein Haus mit Yen finanziert hätte, hätte nach 20 Jahren aufgrund des Kursanstiegs des Yen 3,19 Häuser zurückzahlen müssen, rechnen Experten vor. Hingegen kann sich bei positivem Kursverlauf die zurückzuzahlende Schuld verringern. So geht etwa der Yen zum Euro seit zwei Jahren nach unten. Das muss aber nicht so bleiben.

Da niemand die Kursentwicklungen vorhersehen kann, sollten Kreditnehmer auf ein ständiges Auf und Ab gefasst sein. "Augen zu und durch" ist jedenfalls die falsche Strategie, zumal die Banken ab einer bestimmten Höhe - etwa wenn der Wechselkurs um mehr als 20% steigt - die Reißleine ziehen und das Darlehen in Euro "zwangskonvertieren". Außerdem gibt es keine Garantie dafür, dass die Zinsen in Japan und in der Schweiz in Zukunft so niedrig bleiben.

Kursschwankungen glätten

"Dem Kunden muss bewusst sein, dass er mit einem Fremdwährungskredit ein Spekulationsgeschäft eingeht", sagt Birgitta Swoboda, Geschäftsführerin der fms, ein auf das Verwalten von Fremdwährungskrediten spezialisierten Finanzdienstleistungsunternehmen. fms hat derzeit etwa 145 Mill. Euro "under management". Kunden sind Gemeinden, Freiberufler und Bauträger, aber auch Private. Mit Devisentermingeschäften werden mit Vollmacht des Kunden Kursschwankungen geglättet. So wird etwa, wenn der Yen steigt, vorübergehend in den Euro geswitcht, ohne dass der Zinsvorteil verloren geht. Die Risikobegrenzung erfolgt permanent durch Stop Loss Orders. Neben einer Einstiegsgebühr von 0,5% bis 2% des zu verwaltenden Kreditbetrages hebt fms eine Verwaltungsgebühr von 0,1% (pro Monat) und ein Leistungsentgelt von 20% des kumulierten Währungsnettoertrages (jeweils zu Quartalsende) ein.

Thomas Eisenmenger von der Abteilung für Konsumentenschutz in der Arbeiterkammer (AK) Wien hält das Managen von Fremdwährungskrdeiten "prinzipiell für vernünftig", aber für den "kleinen Mann" nicht praktikabel, da die Gebühren zu hoch sind. Prinzipiell vertritt die AK die Position: Wer sich die Kreditrückzahlung in Schilling schon nicht leisten kann, vermag das mit einem Fremdwährungskredit noch weniger. Also: Bitte Hände weg!

Info-Box

Am Beginn einer Fremdwährungsfinanzierung steht - was die wenigsten wissen - ein Devisen-Leerverkauf. Der Kreditnehmer verkauft z. B. Yen oder Schweizer Franken an seine Bank. Dafür werden ihm Euro gutgeschrieben. Die Rückzahlung erfolgt entweder in Form von Pauschalraten oder auf einmal am Ende der Laufzeit (meistens 20 Jahre). Bei einem endfälligen Fremdwährungskredits werden über die gsamte Laufzeit nur die Zinsen bezahlt. Der Kunde muss parallel dazu einen "Tilgungsträger" aufbauen - meist geschieht dies in Form einer Lebensversicherung - mit dem er am Ende der Laufzeit mindestens auf 120% der Kreditsumme kommt. Dies dient als Sicherheitspolster für die Bank, die auch das Recht hat, zusätzliche Sicherheiten nachzufordern. Der Kreditnehmer hat jede Menge Entscheidungen zu treffen und Berechnungen anzustellen: Soll ein variabler oder ein fixer Zinsatz vereinbart werden? Wie spare ich den Tilgungsträger an, welche erwartete Rendite soll dem monatlichen Ansparbetrag zugrunde liegen? Gibt es Sicherheiten für den Notfall? Wie wirken sich Kursauf- bzw. Abwertungen aus? Geldanlage-Kenntnisse sind unbedingt erforderlich!