Die Probleme der Telekom Austria (TA) sind europaweit nichts Neues. Die Deutsche Telekom hat exakt dieselben Schwierigkeiten: Der Rückgang des Festnetz-Geschäfts und das Fortschreiten der Automatisierung verursachen im Telekom-Sektor einen Personalüberhang. Und unter dem Personal der teilprivatisierten Staatsunternehmen sind noch dazu viele unkündbare Beamte. Deswegen denkt die heimische Staatsholding ÖIAG an eine Beamten-Agentur. 2000 Telekom-Mitarbeiter sollen dort umgeschult und weitervermittelt werden. | Der Chef der Post- und Telekomgewerkschaft, Gerhard Fritz, kündigte schon "Kampfmaßnahmen" an, um diese "menschliche Tragödie" zu verhindern - auch wenn bis dato nicht bekannt ist, wie die Beamten-Agentur aussehen wird und nach welchen Maßstäben die Beamten dafür ausgesucht werden sollen. Die Telekom Austria bestätigt nur, "dass es Gespräche darüber gibt".
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Gewerkschaftschef Fritz ahnt allerdings nichts Gutes. Er nimmt Anleihen an dem bestehenden Personalpool bei der österreichischen Post, den er als "Scheinorganisation" bezeichnet. Denn: "Schulungen werden mit einem Budget von sagenhaften 30 Euro im Jahr pro Mitarbeiter durchgeführt, wirklich aktive Vermittlung findet nicht statt."
Vor genau einem Jahr stand die Deutsche Telekom (T-Com) vor dem ersten Streik ihrer Geschichte aufgrund des geplanten Stellenabbaus. Nach einem fünf Wochen andauernden Arbeitskampf einigte man sich auf einen Kompromiss: 50.000 Beschäftigte wechselten für weniger Gehalt in drei neue Service-Gesellschaften - wo sie nun länger arbeiten müssen.
Mit ihren Beamten verfährt die T-Com allerdings ungleich pfleglicher. Ihr Modell für den Umgang mit den "ehemaligen Dienern des Königs" könnte eine Orientierungshilfe für Österreich sein.
In Deutschland beschäftigt man sich seit 2004 mit dem Beamten-Abbau. Damals startete die T-Com einen Versuchsballon, indem Mitarbeiter auf freiwilliger Basis an Partnerunternehmen vermittelt wurden.
Seit Ende April dieses Jahres spielt die T-Com noch zusätzlich Arbeitsamt: "Wir übernehmen die Suche und Vermittlung von interessierten Beamten an eine neue langfristige Stelle im Staat", erklärt ein T-Com-Sprecher. In Frage kommen Stellen bei Bund und Ländern, bei den Beamten setze man auf Einzelgespräche. Falls sich der Beamte dazu entschließt, in den Staatsdienst zurückzukehren, bekommt er - befristet mit Jahresende - vom Unternehmen eine zusätzliche "Starthilfe" von bis zu 10.000 Euro.
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