Nachdem die EU im Herbst des Vorjahres ihr ehrgeiziges Europeana-Projekt vorgestellt hatte, unternimmt sie nun einen weiteren Versuch der Digitalisierung.
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Mitte August 2008 stellte die Europäische Kommission das Projekt einer "European Digital Library", "Europeana" genannt, der Presse vor. Diese digitale Bibliothek enthält Bücher, Filme, Fotos, Gemälde, Landkarten, Musikstücke etc., die von europäischen Museen und Bibliotheken zur Verfügung gestellt wurden.
Damit soll das europäische kulturelle Erbe besser erschlossen und für die kommenden Generationen erhalten werden. Das Europeana-Projekt wird von der Kommission in den nächsten zwei Jahren mit 120 Millionen Euro unterstützt.
Europeana
Eine weitere Digitalisierung wurde zwischenzeitlich vom Amt für amtliche Veröffentlichungen, einer Dienststelle der Europäischen Kommission mit Sitz in Luxemburg, vorgenommen und am 16. Oktober 2009 auf der Frankfurter Buchmesse vorgestellt. Es handelt sich dabei um eines der ehrgeizigsten Projekte dieser Art weltweit.
Das Amt will alle Dokumente, die seit dem Inkrafttreten des Montanunion- bzw. EGKS-Vertrages im Jahr 1952 von ihm im Namen der Organe, Agenturen und sonstigen Institutionen der Europäischen Gemeinschaften (1952-1993) sowie der Europäischen Union (seit 1993) herausgegeben wurden, veröffentlichen. Diese digitale Bibliothek des "EU-Bookshop" umfasst gegenwärtig über 110.000 amtliche Veröffentlichungen der Gemeinschaften bzw. der EU mit insgesamt 12 Millionen Seiten, die kostenlos heruntergeladen werden können.
EU-Bookshop
Die digitale Bibliothek des Amts für amtliche Veröffentlichungen entstand aufgrund der steigenden Nachfrage nach der Digitalisierung vergriffener Veröffentlichungen. 2007 lancierte das Amt einen PDF-on-demand-Dienst, der auf Anfrage von Nutzern die Archive nach Veröffentlichungen durchsuchen und sie bei Bedarf scannen konnte. Die Nachfrage war so hoch, dass der Dienst innerhalb von sechs Monaten völlig überlastet war. Um den Nutzern einen besseren Service zu bieten, wurde beschlossen, den gesamten Inhalt des Archivs zu scannen.
Zwischen Februar 2008 und September 2009 wurde die gigantische Menge von 12 Millionen Seiten gescannt, wobei zu Spitzenzeiten mehr als 1,4 Millionen Seiten pro Monat digitalisiert wurden. Dazu kommen noch rund zwei Millionen Seiten an vor kurzem erschienenen Titeln. Mit rund 1600 Neuerscheinungen pro Jahr ist der EU-Bookshop eine wertvolle Informationsquelle für Bürger, Journalisten, Lehrkräfte, Studenten, Bibliothekare, Verleger und sonstige interessierte Kreise in Europa. Der EU-Bookshop enthält unter anderem auch Werke von 370 Autoren, die in den einzelnen EU-Institutionen arbeiten und aus ihren jeweiligen Tätigkeitsfeldern berichten.
Der EU-Bookshop bietet Werke in rund 50 Sprachen an, unter denen - neben allen 23 Amtssprachen der EU - auch Russisch und Chinesisch vertreten sind. Der Inhalt des EU-Bookshops soll ebenfalls über Europeana zugänglich gemacht werden und so die nationalen Europeana-Sammlungen aus der Sicht der EU-Institutionen vervollständigen.
Stolz stellt in diesem Zusammenhang Leonard Orban, EU-Kommissar für Mehrsprachigkeit, fest: "Die digitale Bibliothek befreit die seit Beginn der EU an Papier gebundenen Erinnerungen. Die Millionen von Seiten, die der Öffentlichkeit jetzt in den 23 Amtssprachen zur Verfügung stehen, zeugen vom stetigen Bemühen der EU, die Geschichte der EU und ihre sprachliche Vielfalt zu wahren und zu fördern".