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Die Dirigenten in der Luftfahrt

Von Sophia Freynschlag

Wirtschaft
Die Austro Control will den Frauenanteil unter den Fluglotsen steigern - bisher sind nur 15 Prozent der heimischen Fluglotsen weiblich. Foto: Austro Control

Selektive Auswahl: Von 900 Bewerbern werden jährlich nur 40 in die Ausbildung aufgenommen. | Arbeiten rund um die Uhr, dafür hohes Einstiegsgehalt. | Wien. Trotz dem bisher stärksten Einbruch der weltweiten Passagier-Luftfahrtindustrie im Vorjahr herrscht bei Fluglotsen akuter Personalbedarf: Und da die Ausbildung zum Fluglotsen rund drei Jahre dauert, muss man vorausplanen.


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"Wir erwarten, dass der Flugverkehr wieder zunehmen wird und suchen Mitarbeiter, um dafür gerüstet zu sein", erklärt Peter Schmidt, Pressesprecher der österreichischen Luftfahrtbehörde Austro Control.

Für rund 40 Traineeplätze werden Bewerber zwischen 18 und 25 Jahren gesucht. Voraussetzung sind Matura und gute Englischkenntnisse. "Wir brauchen 800 bis 900 Bewerbungen, um diese Plätze auszufüllen", sagt Schmidt.

Viele der Bewerber scheitern am mehrstufigen Auswahlverfahren: Nach einem Eignungstest müssen Bewerber einen Persönlichkeitstest, eine flugmedizinische Untersuchung sowie Einzel- und Gruppenübungen am Assessment Day bestehen. Geprüft wird unter anderem die Belastbarkeit, das räumliche Vorstellungsvermögen, die Fähigkeit, mehrere Dinge gleichzeitig zu machen, sowie Englischkenntnisse. Fluglotse tragen viel Verantwortung, denn sie sind neben den Piloten der wichtigste Sicherheitsfaktor in der Luftfahrt.

Nur 15 Prozent Frauen

Die Ausbildung startet jeweils im Frühjahr und im Herbst. Während dieser Zeit sind die angehenden Fluglotsen als Trainees angestellt und erhalten 1100 bis 1200 Euro Entschädigung. Ihre Dienststelle können sich die Fluglotsen allerdings nicht selbst aussuchen. Am Ende der Ausbildung werden die Trainees den drei Gruppen von Fluglotsen zugeteilt: Am Tower, in der An- und Abflugkontrolle sowie in den Bezirkskontrollstellen.

In den Bezirkskontrollstellen, auch Überflugskontrolle genannt, arbeiten auch die meisten der derzeit 270 bis 280 Fluglotsen. Diese Fluglotsen haben ihren Arbeitsplatz im dritten Wiener Gemeindebezirk und betreuen Flugzeuge im oberen Luftraum.

Rund 90 Fluglotsen sind in Wien-Schwechat beschäftigt: Entweder im Tower - diese Fluglotsen sind die einzigen, die die Flugzeuge unmittelbar sehen - oder in der An- und Abflugkontrolle, bei der Flugzeuge bei ihrem Anflug oder beim Aufsteigen betreut werden. Der Rest arbeitet auf den Bundesländerflughäfen.

Der Frauenanteil unter der Fluglotsen liegt derzeit bei der Austro Control bei 15 Prozent. Als Grund für den Männerüberhang gibt Schmidt an, dass Fluglotse noch immer als technischer Beruf verschrieen sei.

Mit 60 Jahren in Pension

Die Austro Control bewirbt Fluglotse als "Traumjob". Wer sich für diesen Beruf entscheidet, muss sich allerdings auf 10- bis 11-Stunden-Schichten (inklusive Pausen) einstellen - auch an Wochenenden und Feiertagen, weil rund um die Uhr gearbeitet wird. Dafür können Fluglotsen mit einem hohen Einstiegsgehalt von 4500 bis 4800 Euro plus Zulagen rechnen - je nach Arbeitsstelle.

Jobwechsel sind allerdings schwer: Durch die spezifische Ausbildung ist die Austro Control in Österreich der einzige mögliche Arbeitgeber. "Man muss aber nicht sein ganzes Berufsleben lang vor Radarschirmen sitzen", betont Schmidt.

Zudem können Fluglotsen ab 55 Jahren in Pension gehen, die Austro Control übernimmt die Übergangsversorgung bis zur Pension. Spätestens mit 60 Jahren werden die Fluglotsen in den Ruhestand geschickt.