480 Millionen Euro schweres Projekt. | Wien. Österreichs Schwerverkehr auf der Ost-West-Achse nimmt von Jahr zu Jahr zu. Laut Statistik Austria hat er sich in den letzten 15 Jahren vervierfacht, jener auf der Schiene verdoppelt. Die Donau erlebte indes einen Rückschlag. Statt wie 2005 12 Millionen, wurden 2009 nur noch 9 Millionen Tonnen Ware - ein Bruchteil des Gesamtgütertransportes - befördert. Genau das soll jetzt anders werden.
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Bis 2015 will das Verkehrsministerium die Auslastung der Donau, die bei 8 Prozent liegt, mehr als verdoppelt haben, sodass dann bis zu 25 Millionen Tonnen Fracht pro Jahr über das Wasser wandern.
Ein Ziel, das im Rahmen des "Nationalen Aktionsplans Donauschifffahrt" (NAP), der etwa die Beseitigung von Engstellen vorsieht, fix im Regierungsplan verankert ist. Rund 480 Millionen Euro soll der NAP kosten. An der Finanzierung der Projektplanung will sich die Europäische Union zur Hälfte beteiligen, an der Umsetzung zu 20 Prozent, wie Claudia Cernohuby vom Verkehrsministerium erklärt.
Partner statt Konkurrent
Den Rest übernehme der Bund, "weil die Donau mit einer Länge von 2888 Kilometern immerhin zehn Länder vom Schwarzwald bis zum Schwarzen Meer verbindet." Die Intensivierung des Donau-Güterverkehrs ist laut der staatlichen Wasserstraßen-GesmbH "Via Donau" nicht als Konkurrenz, sondern Erleichterung für Schiene und Straße zu sehen. Zum Vergleich: Ein Donau-Frachtschiff kann 2000, ein Lkw 20 Tonnen transportieren. Per Schiff wird vorwiegend Massengut wie Kies befördert.
Den Hauptteil des NAP bildet das "Flussbauliche Gesamtprojekt" (FGP), dessen Kosten vom Verkehrsministerium mit 220 Millionen Euro beziffert werden. Dieses soll sicherstellen, dass Motorgüterschiffe mit einem Tiefgang von 2,4 Metern die Donau unterhalb Wiens an statistisch 300 Tagen im Jahr befahren können. Derzeit sind Güterschiffe wegen des häufigen Niedrigwasserstandes nur zu 60 Prozent beladbar.
"Wir warten nur noch auf den Bescheid der Umweltverträglichkeitsprüfung, um das FGP starten zu können", so Cernohuby. Doch genau hier haken Umweltschützer ein. "Die Gewässervernetzung bewirkt eine Reduktion der Habitatflächen gefährdeter Lebewesen", kritisiert etwa das Forum Wissenschaft und Umwelt. "Durch den intensiveren Schiffverkehr wandern die Fische ab", wendet auch Helga Krismer, Umweltsprecherin der Grünen Niederösterreichs, ein.
Überdies werde bei der Beseitigung der Niedrigwasserstellen zu sehr in die Bodenstruktur der Donau eingegriffen, wodurch Fische ihrer Laichplätze beraubt würden. Denn um den Güterverkehr aufrecht zu erhalten, müssen die nach Staustufen entstehenden Niedrigwasserstellen durch Sediment-Einbringung erhöht, und Hochwasserstellen mittels Ausbaggerung gesenkt werden.
"Mit dem FGP werden auch viele Maßnahmen zur Ökologisierung und Renaturierung der Donau umgesetzt", wehrt sich Verkehrsministerin Doris Bures. Und Cernohuby betont: "Mehr als 80 Prozent der Projektkosten sind dafür vorgesehen." Der Nationalpark Donau-Auen steht jedenfalls voll hinter dem Projekt.
Wiener Hafen verknüpft
"Wien mit seinem Hafen als Logistikzentrum und Verknüpfungspunkt zwischen Straße, Schiene und Wasser ist an einem Ausbau der Schifffahrt hoch interessiert", meint auch der Sprecher von Verkehrsstadtrat Rudolf Schicker, Lothar Fischmann. Die weitere Zukunft liegt für ihn im Ausbau der Technik: Indem man nicht die Donau an die Schiffe, sondern die Schiffe an die Donau anpasst. "Und solche entwickelt, die aufgrund eines geringeren Tiefgangs Maßnahmen zur Niedrigwasser-Bekämpfung überflüssig machen."