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Um Haut zu regenerieren, programmieren Forscher Zellen neu.
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La Jolla/Wien. Starke Verbrennungen oder Krankheiten wie Diabetes sind Auslöser für gefährliche Geschwüre. Diese müssen meist durch chirurgische Eingriffe behandelt werden, weil sich die Haut nicht mehr selbst regenerieren kann. Das könnte aber bald der Vergangenheit angehören. Denn Forscher des Salk Institute in Kalifornien haben eine Möglichkeit gefunden, Zellen in Geschwüren neu zu programmieren. Eine Zelle aus der Wunde verwandelt sich so wieder in eine Hautzelle.
Die derzeitigen Behandlungsmöglichkeiten von Geschwüren sind durchaus problematisch. Einerseits gibt es Hauttransplantationen, für die bei großen Wunden oftmals zu wenig Haut vorhanden ist. Eine andere Möglichkeit ist die Abnahme von Stammzellen des Patienten. Sie haben meist noch keine eindeutige Aufgabe im Körper und können verschiedene Rollen - auch die Hautbildung - übernehmen. Die Stammzellen werden in die Wunde eingebracht, damit sie verheilt. Das ist eine sehr aufwendige Strategie, die manchmal wirkungslos ist und sogar das Leben der Patienten gefährden kann. Denn Geschwüre verheilen nämlich meist nicht, weil sogenannte basale Keratinozyten fehlen, die als Stammzellen verschiedene Arten von Haut bilden können.
Haut aus Geschwürzellen
Die Idee der Forscher ist, andere Zellen im Geschwür in solche basalen Keratinozyten zu verwandeln. Dafür mussten sie durch viel Feinarbeit die Unterschiede zwischen den verschiedenen Zelltypen finden. Am Anfang kamen 55 Faktoren - Proteine und andere Moleküle - in Frage, welche die Keratinozyten potenziell einzigartig machen. Aus dieser Fülle an möglichen Faktoren blieben nach langwierigen Experimenten nur noch vier übrig. Zellen im Geschwür, die mit diesen vier Stoffen behandelt werden, sollten sich also in Keratinozyten umwandeln. An Mäusen ist die Therapie geglückt: Denn die Wunden der Tiere sind nach der Behandlung mit den vier Keratinozyten-Faktoren verschwunden. Die Geschwürzellen wurden also in Keratinozyten reprogrammiert, die Haut bilden können. "Wir haben Haut erschaffen, wo vorher keine möglich gewesen wäre", sagt Studienautor Masakazu Kurita.
Doch die Arbeit fängt für die Wissenschafter erst an. Sie planen bereits mehr Studien, um ihre Technik zu optimieren. "Das müssen wir machen, um zu gewährleisten, dass unsere Strategie auch für Patienten sicher ist", so Kurita. Auch die Effizienz solle deutlich erhöht werden. Das gewonnene Wissen könnte nicht nur zur Heilung von Haut beitragen, sondern auch gegen die Zeichen des Alterns helfen. Zusätzlich könnte Hautkrebs besser verstanden werden.