Die Schule gibt es nicht, auch wenn einheitliche Ferienregelungen uns dies glauben machen wollen.
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Dass ein Viertel der Pflichtschulabsolventen nicht sinnerfassend lesen kann und Maturanten große Schwierigkeiten mit Mathematik haben, sind für Gesellschaft und Wirtschaft drängende Probleme des Leistungsoutputs von Schulen. Verfolgt man die Diskussion um die Ferienregelung, so zeigt sich anscheinend die Wurzel allen Übels: Wer passt auf die Kinder auf, wenn sie nicht in der Schule sind?
"Die Schule" mit "den Lehrern" - ein schrecklich verstaubter Betrieb mit zu langen Ferien und zu hohen Kosten, dem die meisten Erwachsenen entkommen sind. Ein kleiner Rest versieht dort, aufgrund "der beiden Argumente Juli und August", entweder völlig indiskutabel unter- oder schwer überbezahlt Dienst und kreiert für Eltern ständig ein Problem: Wohin mit den Kindern in den Ferien? Oder je nach Familienkonstellation, siehe jene des Bildungsministers: Wann können wir gemeinsam auf Urlaub fahren?
Aber so wie es "die Schule" nicht gibt, gibt es nicht "die Schüler" - und ist das vorrangige Ziel von Schule eben nicht die Beaufsichtigung von Kindern und Jugendlichen - auch wenn einheitliche Ferienregelungen uns dies glauben machen wollen. Das eigentliche Ziel ist es, zu lernen, um eine Ausbildung erwerben und später sich selbst eine Existenz schaffen zu können. Dafür hat Österreich ein fachlich sehr ausdifferenziertes Schulwesen für 6- bis 21-Jährige - je nach Schulform und -standort mit unterschiedlichem Erfolg auch in Deutsch und Mathematik.
Alleine aufgrund des zeitlichen Rahmens verändern sich die Anforderungen der Eltern und der Gesellschaft ebenso wie die Ansprüche der Schüler an "die Schule". So ist es verständlich, dass Eltern von Volksschulkindern applaudieren, wenn die Dienstage nach Ostern und Pfingsten zu Schultagen erklärt werden, während Oberstufenschüler beklagen, dass ihnen damit Lerntage in der prüfungsrelevanten Zeit verloren gehen. Mit den Bildungszielen und den drängenden Herausforderungen "der Schule", eingebettet in unsere Gesellschaft, haben beide Perspektiven wenig zu tun.
Während die Regierung im Fall des Karfreitags auf das Modell der "Losgröße 1" setzt, indem jeder Arbeitnehmer in Österreich sich seinen "persönlichen Feiertag" definieren darf, wird im System Schule immer mehr normiert und standardisiert. Der Unterschiedlichkeit der Schüler und der Verschiedenartigkeit der Lebensphasen, in denen sie sich im Laufe ihres Bildungsweges befinden, wird dies nicht gerecht.
Angesichts des Fachkräftemangels und der steigenden Sozialausgaben braucht es dringend eine Ressourcenbündelung zur Beantwortung folgender Fragen und Investitionen in ihre Lösung:
Welche Ausgangssituation der Schüler hinsichtlich ihres Alters, ihrer Vorerfahrungen, ihrer Sprachkenntnisse etc. haben die jeweiligen Schulstandorte im Verhältnis zu den gegebenen Ausbildungszielen?
Welche Prozesse und technischen Hilfsmittel können erfasste Problemfelder reduzieren?
Welche personelle, technische und räumliche Ausstattung ist nötig?
Die Beaufsichtigung der Kinder ist unabhängig von den Schulferien zu klären.
Sabine M. Fischer (Symfony Consulting) ist Wirtschaftspädagogin und Human-Resources-Unternehmensberaterin mit den Schwerpunkten Handel und Bildung.