Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 15 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
ORF2 widmete am 9. November im Rahmen seines Schwerpunktes zum Mauerfall vor 20 Jahren seine Primetime dem 2008 erschienenen deutschen Spielfilm "Das Wunder von Berlin". Gut platziert, um die Emotionen für die anschließende Live-Übertragung vom Brandenburger Tor in der ZiB hoch zu halten. Und tatsächlich erklärt man Geschichte am besten anhand von Einzelbeispielen, einer Familie, die in der Zeit des Umbruchs unterzugehen droht. Der Vater, Oberstleutnant im Ministerium für Staatssicherheit, baut sein Leben auf Wut auf. Er hasst seinen Vater, der im Zweiten Weltkrieg unter den Nationalsozialisten diente - "Ich wünschte, du wärst im Krieg gestorben!" -, weil er die Zweisamkeit zwischen Mutter und Sohn nach seiner Rückkehr störte. Die Mutter, Buchhändlerin, erträgt die Geliebte ihres Mannes und engagiert sich bei Protestbewegungen gegen das Regime. Der Sohn ist Punk und wütend auf seine Eltern. Damit seine Freundin aus dem Gefängnis entlassen wird, willigt er ein, in die Armee einzutreten. Dort erlebt er eine Zugehörigkeit, die er sein Leben lang vermisste. Sein Vorgesetzter entpuppt sich als geheimer Vater seiner Freundin, der als Militärberater in Chile in Gefangenschaft geriet und vermutlich "umgedreht" worden war. Deshalb wurde ihm seine Tochter entzogen, die er nur als "Akte" kennt. Als die Mauer fällt, erschießt er sich. Die Rollen wurden optimal besetzt. Heino Ferch gibt authentisch den Stasi-Mann. Regisseur Roland Suso Richter ist bekannt für seine Filme, in denen er sehr gut die Konfrontation des Individuums mit einem bedrückenden System thematisiert. Man kann vor nichts davonlaufen, denn - im Film wird "Der kleine Prinz" zitiert - "Du bist zeitlebens für das verantwortlich, was du dir vertraut gemacht hast."