Der oberösterreichische Stromversorger Energie AG ist auf Expansionskurs Richtung Osteuropa unterwegs. Dabei lautet die Strategie: Konzentration auf die kommunalen Dienstleistungen wie das Wassergeschäft und die Müllentsorgung. In Ungarn ist der Konzern Marktführer unter den privaten Müllbeseitigern, in Tschechien einer der drei größten. Als nächstes soll der slowakische Infrastrukturmarkt erobert werden.
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Die Energie AG ist zwar Teil der Energie Allianz, des Bündnisses der ostösterreichischen Stromversorger, sie unternimmt aber ihre Expansionstätigkeiten auf eigene Faust. Generaldirektor Leo Windtner rechtfertigt das unabhängige Vorgehen: "Eine akkordierte Außenpolitik der österreichischen Energieunternehmen ist nicht seht leicht. Jedes Unternehmen hat seine eigene Strategie." Während die EVN in Moskau eine Niederlassung gegründet hat, machen für Windtner Aktivitäten derart fern von der Linzer Zentrale keinen Sinn. Er will sich auf die umliegenden Erweiterungsländer konzentrieren und spricht von einer "kontrollierten Expansion". Bisher flossen in diese 70 Mill. Euro, noch einmal soviel sind eingeplant. Im Zuge der Expansion erwies es sich als günstige Fügung, dass der deutsche Energieriese RWE die gemeinsamen Entsorgertöchter in Tschechien und Ungarn aus strategischen Gründen aufgeben musste. Seit wenigen Tagen verfügt die Energie AG über die gesamte AVE-Gruppe. In Österreich beschäftigt die AVE 500 Mitarbeiter, in Tschechien sind es ebensoviele, in Ungarn sogar schon 800. Beide Länder bezeichnet Windtner als Wachstumsmärkte, da die Nachbarländer im Zuge des EU-Beitritts europäisches Niveau bei Abfall- und Abwasserentsorgung erreichen müssen. In den nächsten Jahren müssen 570 neue Kläranlagen gebaut werden.
In Ungarn und in Tschechien müssten in den nächsten Jahren je 1,4 Mrd. Euro in den Entsorgungsbereich investiert werden, die Energie AG will sich davon rechtzeitig ein Stück sichern.
Der Einstieg ins Geschäft mit Trink- und Abwasser gelang der Energie AG vorerst in Tschechien. Ende 2003 konnte sie sich zwei Wasserversorger der Anglian Water Group sichern: Seither gehören den Oberösterreichern 95% an der südböhmischen VAK JC sowie 58% an der VAK Beroun. VAK JC erzielt mit 1.050 Beschäftigten einen Umsatz von 40 Mill. Euro, VAK Beroun ist nur ein Zehntel davon. "Wir wollen in Hinkunft den Gemeinden ein Paket an Dienstleistungen aus dem gesamten Infrastrukturbereich anbieten," betont Windtner. Die Zukunft des Konzerns sieht er ebenfalls in einem rasanten Wachstum abseits des Stromgeschäfts. In den nächsten drei Jahren sollen 600 Mill. Euro (in der Bilanz 2003 entspricht das dem gesamten Konzernumsatz) mit dem Stromgeschäft und schon 300 Mill. Euro (derzeit 185 Mill. Euro) mittels anderer Infastrukturleistungen erwirtschaftet werden können.
Das Projekt Österreichische Stromlösung (ÖSL) sieht der EAG-Chef skeptisch. Der Zusammenschluss von Verbund und Energie Allianz "brauche Corporate Identity". Das Problem sei allerdings, dass manche ÖSL-Partner eine stärkere Integration ablehnen würden. Spätestens Anfang des kommenden Jahres sollten die ÖSL-Gesellschaften operativ tätig sein, sonst werde die Sache unglaubwürdig.