Viele Konsumenten verstehen ihre Strom- und Gasrechnungen nicht. Aber die Preise sinken wieder, meint die E-Control.
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So nervenaufreibend war der Blick auf die Strom- und Gasrechnungen noch nie, wie in der Wintersaison 2022/23. Schon bevor die Energieunternehmen ihre Post ausschickten, war klar: Es wird teuer. Aufgrund des Ukraine-Krieges und der folgenden Sanktionen gegen Österreichs größten Gaslieferanten Russland grassierte die Sorge um die Energieversorgung, nicht nur in der Alpenrepublik, sondern in ganz Europa.
Die Nachfrage am Markt stieg, da alle Länder ihre Reserven rasch mittels alternativer Lieferanten auffüllen mussten. Damit stiegen auch die Preise in bislang unerreichte Höhen. Im dritten Quartal 2022 erreichten etwa die Strom-Großhandelspreise den Spitzenwert von 1.000 Euro pro Megawattstunde (MWh). "2022 war ein Jahr der extremen Herausforderungen", meint daher auch E-Control-Geschäftsführer Wolfgang Urbantschitsch bei der Präsentation des Jahresberichtes 2022 am Donnerstag.
Österreichs Konsumenten waren verunsichert, überlegten Tarif oder Anbieter zu wechseln. Dies schlug sich auch in der massiv gestiegenen Anzahl der Anfragen bei der Regulierungsbehörde E-Control nieder. Diese gab daraufhin eine Befragung 1.000 heimischer Haushalte in Auftrag. Fazit: "Die Parameter der Strom- und Gasrechnung sind für viele ein Mysterium. Die Mehrheit der Verbraucher kennt ihren aktuellen Strom- oder Gaspreis nicht. 72 Prozent wissen nicht, wieviel sie für die Kilowattstunde Strom bezahlen, bei Gas sind es sogar 88 Prozent", so Urbantschitsch. Er mahnt die Energiewirtschaft, mehr Ressourcen in die Information ihrer Kunden zu stecken.
Strompreisbremse sorgt für Verwirrung
Immerhin herrsche aktuell große Verwirrung rund um die Berechnung der Stromkostenzuschüsse. Damit muss ein Haushalt für einen Jahresverbrauch an Strom von bis zu 2.900 Kilowattstunden (kWh) nur 10 Cent pro kWh netto bezahlen. Was jedoch über diesem Grundverbrauch liegt, muss zu handelsüblichen Preisen beglichen werden. Netzentgelte, Steuern und Abgaben kommen auch noch hinzu. "Wie genau sich die Stromkostenbremse in den Teilzahlungsbeträgen eines Stromlieferanten wiederfindet, kann und muss dieser seinen Kunden selbst erklären", fordert Urbantschitsch.
Gleichzeitig beruhigt man von Seiten der E-Control: "Die Preise sinken wieder." Seit Herbst 2022 bewegen sich die Großhandelspreise für Strom- und Gas nach unten. Der milde Winter und die damit noch gut gefüllten Speicher sowie die Lieferungen aus unterschiedlichen Quellen sind hierfür ausschlaggebend. Strom für den Winter 2023/24 kostet im Großhandel derzeit zwischen 140 und 180 Euro pro Megawattstunde (MWh). Bis Ende 2024 soll der Gaspreis bei 50 bis 60 Euro pro MWh liegen, so die Prognosen.
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Da Energieunternehmen bis zu zwei Jahre im Voraus einkaufen, kommen die niedrigeren Preise jedoch nur langsam bei den Haushalten an. Zunächst profitieren davon die Kunden mit neuen Verträgen, die auch als Erste von den höheren Preisen betroffen waren, dann werden es auch die Bestandskunden spüren, erläutert Urbantschitsch. Im zweiten Quartal haben jedenfalls die ersten Unternehmen bereits angekündigt, ihre Preise nicht weiter zu erhöhen, weitere werden folgen, erwartet er.
Empfehlenswert sei es jedenfalls für alle, den Strompreiskalkulator der E-Control zu nutzen. Mit 880.000 Besuchen hat sich dessen Nutzung 2022 gegenüber 2021 verdreifacht. Er werde laufend aktualisiert und biete nun auch Informationen zur Strompreisbremse, so Urbantschitsch.
Auch 2023 bleibt energietechnisch von Herausforderungen geprägt, von Energieeffizienz über Netzausbau bis hin zur Wasserkraftinfrastruktur ist vieles im Gange. E-Control Geschäftsführer Alfons Haber beruhigt jedenfalls: "Niemand muss sich vor dem heurigen Winter fürchten."