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"Die Energiewende nicht zu machen, wäre noch teurer"

Von Sophia Freynschlag

Wirtschaft
Der Ausbau von Ökostrom-Anlagen wird heiß diskutiert.
© © Thorsten Schier - Fotolia

Grüne Umweltsprecherin Brunner: Fossile Energieimporte kosten Milliarden.


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Wien. In der Diskussion um
die Energiewende von fossilen
zu erneuerbaren Energieträgern kommt häufig die Kritik, dass die Kosten zu hoch sind. "Es geht nicht um die Frage, ob wir eine Energiewende brauchen, sondern wie wir sie umsetzen. Die Energiewende nicht zu machen, wäre noch teurer", sagt die Grüne Umweltsprecherin Christiane Brunner, die auf Umweltschäden durch Erdöl, Erdgas und Kohle verweist.

Die gestiegenen Importe für Energie, Rohstoffe und Brennstoffe verdoppelten im Vorjahr das Außenhandelsdefizit Österreichs auf 9,23 Milliarden Euro. Auch die EU ist bei fossilen Energieträgern von Importen abhängig. "Die Notwendigkeit der Energiewende hängt eng mit der Eurokrise zusammen", sagte Hans-Josef Fell, Energieexperte der deutschen Grünen, am Freitag in Wien. Die hohe Abhängigkeit von fossilen Energieimporten sei mitverantwortlich für die hohe Staatsverschuldung vieler EU-Länder.

Zündstoff für das Wahljahr

In Deutschland gilt der schleppende Netzausbau etwa vom Norden in den Süden als wichtigstes Hindernis für die Umsetzung der Energiewende - zudem hat das Land nach der Katastrophe von Fukushima den Atomausstieg zu bewältigen. Die Diskussion um die Zukunft der Energiewende wird am 15. Oktober einen neuen Höhepunkt erreichen, wenn die neue Höhe der Umlage zur Förderung von Ökostrom bekanntgegeben wird. Derzeit liegt die Umlage bei 3,5 Cent pro Kilowattstunde - dieser Betrag wird im nächsten Jahr nicht mehr zu halten sein.

Die Umlage zahlen großteils Privathaushalte, große Industrieabnehmer sind ganz oder zum Teil davon befreit. Beim Ziel, bis 2020 mindestens 35 Prozent Ökostrom-Anteil zu erreichen, liegt Deutschland mit derzeit 25 Prozent über Plan. Fell hält jedoch das Ziel für zu niedrig: Er plädiert für 100 Prozent Ökostrom-Anteil bis 2030.

Weil der Energiebedarf steigt, muss auch die Effizienz steigen. Das Energieeffizienzgesetz, das heuer in Österreich verabschiedet werden soll, sieht im Arbeitsentwurf eine Deckelung des Energieverbrauchs bis 2020 mit 1100 Petajoule vor. Nicht einbezogen ist dabei jedoch der Verkehr. "Der Verkehr ist das Hauptproblem bei der Erreichung der Klimaschutzziele und der Energiewende", kritisiert Brunner, die auch gesetzlich verankerte Sanktionen bei Nichterfüllung fordert: "Freiwillige Ziele funktionieren nicht."