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Die entzauberten Kandidaten

Von Bernhard Baumgartner

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Zwar gibt es keine Statistiken, die so was zählen, aber es spricht viel dafür, dass der abgelaufene Wahlkampf der vom Fernsehen meistdokumentierte aller Zeiten war. Dutzende Duelle, Runden, Diskussionen oder Konfrontationen -wahlweise mit Publikum oder ohne, angriffig oder zahm - bis hin zu langen Autofahrten, bei denen der eine oder andere (fast) auftaute: Noch nie zuvor konnten sich die Österreicher ein derart umfassendes Bild von ihren Kandidaten machen als diesmal, da gleich drei TV-Sender darum ritterten, die ultimative Berichterstattung zu haben.

Man mag die Inflation an Politik im Fernsehen vom Programmstandpunkt aus kritisch sehen, aber hat sie auch politische Konsequenzen?

Ja, die hat sie. Zumindest bei jenen, die ab und zu zugeschaut haben. Es ist ein offenes Geheimnis, dass die zahlreichen Auftritte Politikern, die gut damit umgehen konnten, genutzt, anderen wiederum sehr geschadet haben. Man hat den Eindruck, die Akteure nun besser zu kennen - manche so gut, dass man schon vorher weiß, was sie auf die Frage antworten werden. Von einigen wiederum war man überrascht, dass sie das Oberlehrer-Gehabe gegen Ende nur noch sehr halbherzig verstecken. Kann man es verübeln? Irgendwie muss es allen Beteiligten schon fest auf die Nerven gegangen sein, dieselbe Diskussion mit demselben Personal tagein, tagaus wieder führen zu müssen. Die TV-Installation "Und täglich grüßt das Wahlduell" hat mit Sicherheit in den Wahlkampf eingegriffen - wie sehr, wird man am Sonntag sehen. Auf die nun folgende Mediendebatte kann man sich schon jetzt einstimmen.