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Die Erotik-Skala des Nippelkönigs

Von Bernhard Baumgartner

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"Guck nicht so behindert", plärrt die dralle Blondine Til Schweiger an. Die 23-jährige Dina hat sich gerade mit Sätzen wie diesem in Rage geredet, als Schweiger abbricht: "Sehr schön!" - Dina hat die erste Aufgabe bestanden. Wir sind mitten in "Mission Hollywood", einem neuen Casting-Format auf RTL, eine Art Deutschland sucht den Super-Schauspieler. Juror und Moderator ist Til Schweiger, der auch schon einmal in Hollywood war und daher nun die Ehre hat, Nachwuchs zu casten. Die Show bedient alle Stereotypen dieses ausufernden Genres: Spätestens vor der ersten Werbeunterbrechung kommt es zum Gruppen-Flennen, die Kandidatinnen sehen aus wie aus wie frisch aus dem Model-Katalog und der Moderator gibt tolle Tipps wie "Wenn man angespannt ist, kann man nicht locker sein". Für Dramatik sorgen etwa eine prüde Kandidatin, die beim Nachspielen von Kim Basingers Strip in "9½-Wochen" partout den BH unter dem Leibchen anlassen will, was Til Schweiger zu der Bemerkung veranlasst, er wolle ja nicht "als Nippelkönig in die TV-Geschichte eingehen", aber ob sie nicht doch so nett ein könnte, sich nackig zu machen. Der obligate Style-Coach wiederum kanzelte eine Actrice ab: Sie sehe aus wie eine Religionslehrerin (zu viel Stoff!) und eine zu spielende Orgasmus-Szene sowie ein Frauen-Kuss sorgten bei einem grinsenden Til dafür, "dass auf der Erotik-Skala schon etwas ausgeschlagen ist". Trotz des Charmes einer Haremsbeschau ist die Show amüsant. Das liegt daran, dass die meisten Kandidatinnen mehr in der Birne zu haben scheinen als alle bei "Germanys next Top-Model" zusammen. Und keiner lacht so hübsch betreten, wenn man ihn enerviert anplärrt, wie Til Schweiger.