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Wahlkampf im Geiste Jörg Haiders. | Kritik am BZÖ wird nicht geduldet. | Wien. "Von wem werden wir denn künftig unser Geld kriegen?", fragten sich einige Kärntner nach dem plötzlichen Tod Jörg Haiders im Oktober dieses Jahres. Dieser hatte die Unart vieler Landeshauptleute, Leistungen als Wohltaten zu verkaufen, auf die Spitze getrieben. Manche dachten tatsächlich, es sei sein Geld, das der Landeshauptmann so generös verteilte.
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Doch alle Sorgen waren unbegründet. Haiders Nachfolger Gerhard Dörfler hat von seinem Vorgänger gelernt und verteilt öffentlichkeitswirksam Jugendliche Geld aus der Handkasse. Landesparteichef Uwe Scheuch hat bereits versprochen, an 16- bis 18-Jährige einen "Jugendtausender" verteilen zu wollen, sollte das BZÖ gewinnen.
Das wird das BZÖ wohl auch nach der Landtagswahl am 1. März 2009 tun, denn der Sieg des Bündnisses, das erstmals antritt (2004 gewann Haider noch mit der FPÖ), ist so gut wie fix - trotz oder vielleicht gerade wegen Haiders Tod. Unter seinem Gründer hatte das BZÖ gute Chancen, gar die absolute Mehrheit zu schaffen. Doch auch ohne ihre Ikone werden die Orangen einen Sieg erringen, schließlich wird quasi der Geist Jörg Haiders über dem ganzen Wahlkampf schweben. Dafür wird Haiders "Lebensmensch" Stefan Petzner als Wahlkampfleiter sorgen. Auch wenn der Kärntner BZÖ-Obmann Uwe Scheuch - der eigentliche starke Mann im Land - angekündigt hat, man werde Haider nicht plakatieren, so wird doch der ganze Wahlkampf dem Erbe Haiders gewidmet sein.
SPÖ-Rohr als größter Herausforderer
Diesem werden auch die übrigen Parteien verpflichtet. Kritik am BZÖ gilt als Kritik an Haider, wäre also quasi politische Leichenschändung. Allerdings ist dies von den politischen Mitbewerbern ohnehin nicht zu erwarten. SPÖ-Chef Reinhart Rohr greift im Gegensatz zu seiner - manche sagen: streitsüchtigen - Vorgängerin Gaby Schaunig das BZÖ nicht an, sondern setzt auf eigene Stärken. Er ist der größte Herausforderer der Orangen und könnte von deren internen Diskussionen (Stichwort: Führungsfrage) profitieren. Allerdings wird ihm oft fehlendes Charisma nachgesagt. Im Gegensatz zu Haider ist allerdings auch Dörfler kein Charismatiker - böse Zungen behaupten, er sei eher ein Choleriker. Es dürfte auf jeden Fall ein knappes Rennen werden zwischen SPÖ und BZÖ, wobei letzteres einen leichten Startvorteil hat. Allerdings wird es für das Bündnis kein Selbstläufer, wie es wohl unter Haider einer geworden wäre.
Keine Gefahr durch Steigbügelhalter
Keine Gefahr für Orange ist die ÖVP, deren Landesparteichef Josef Martinz für viele nur ein Steigbügelhalter des BZÖ ist. Er stimme bei allem brav mit und reklamiere die Idee später für sich. Sein Vorteil: Schlechter als 2004 (11,6 Prozent) kann es kaum werden.
Für die FPÖ, die ebenso wie die Grünen die Fünf-Prozent-Hürde wohl locker nehmen wird, könnte der Tod Haiders eine Chance sein, in Kärnten nicht in die völlige Bedeutungslosigkeit zu gleiten und freiheitliche Wähler zurück zur ursprünglichen freiheitlichen Partei zu holen. Große Hoffnungen setzt man da auf den blauen Spitzenkandidaten, den ehemals Jörg Haider treu er gebenen Mario Canori. Zudem zeichnet sich ab, dass viele Haider-Anhänger nach dessen Tod lieber wieder in die "echte" freiheitliche Partei zurückkehren. So sind Ende Dezember fünf Mitglieder des orangen Gemeinderatsklubs in Villach volley zur FPÖ gewechselt.
Auch die Grünen werden dem Landtag weiter angehören. Spitzenkandidat Rolf Holub hofft auf ein drittes Mandat für die Ökopartei. Die Querelen in der Bundespartei dürften da aber nicht hilfreich sein.