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Die ersten 90 Fragen zur Hypo-Zukunft sind bald beantwortet - viele folgen

Von Stefan Melichar

Analysen

Rund 90 Fragen hat die EU-Kommission zum Sanierungskonzept der Ende 2009 notverstaatlichten Hypo Group Alpe Adria gestellt. Nach zwei Monaten Arbeit ist man in der Bank nun bald so weit, dass man die Antworten nach Brüssel schicken kann. Selbst wenn sich die tiefgreifenden Bedenken der EU-Wettbewerbshüter bezüglich der Zukunftsfähigkeit der Hypo dadurch ausräumen lassen - eine Vielzahl an offenen Punkten bleibt.


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So ist das neue Management in seinen Restrukturierungsbemühungen letztlich zu einem hohen Grad von der allgemeinen Marktentwicklung abhängig. Ob man nun eine gesamte Bank-Tochter oder vielleicht doch nur einzelne Immobilien verkaufen möchte: Solange die Märkte dafür am Boden liegen, wird man kaum mit Gewinn aussteigen können.

Dies gilt natürlich auch für die Republik, wenn es in vier bis fünf Jahren darum geht, die ganze Bank zu veräußern. Ohne entsprechend guten Wind an den Märkten könnte es schwer werden, den Steuerzahlern ihr Geld zurückzuholen.

Grundsätzlich stellt sich natürlich auch die Frage, wie schnell Hypo-Chef Gottwald Kranebitter das Ruder in der Bank selbst herumreißen kann. Seit dem Vorjahr arbeitet die Hypo an einem neuen Kreditvergabe- und Risikomanagement-System, mit dem einheitliche Standards im Gesamtkonzern festgelegt und Effizienzen gehoben werden sollen. Bis sich derart tiefgreifende Veränderungen in einer multinationalen Firmengruppe wie der Hypo durchgesetzt haben, vergeht viel Zeit.

Darüber hinaus gibt es natürlich auch Herausforderungen, die sich mehr auf das bestehende als auf das zukünftige Geschäft beziehen. So wird es nun offenbar erstmals für notwendig erachtet, gruppenweit einheitliche Regeln für den Umgang mit säumigen Schuldnern und Leasingkunden zu erarbeiten.

Gespannt darf man darüber hinaus sein, wie sich die Kärntner Bank in Zukunft gegenüber den Kunden positionieren wird: Angesichts des gestiegenen Risikobewusstseins gehört ein allzu aggressiver Marktauftritt wohl der Vergangenheit an. Großprojekte will man - wenn überhaupt - nur noch sehr selektiv angehen. Um im Investmentbanking zu reüssieren, fehlen wohl nach wie vor alle Grundlagen. Und das Geschäft mit der Vermögensverwaltung reicher Privatkunden setzt ein Image der Vertrauenswürdigkeit voraus, das sich die Hypo erst wieder mühsam erarbeiten muss.

Dass die Kärntner Bank nach dem Expansionsfiasko künftig leisertreten muss, ist klar. Eine der vielen offen Fragen ist jedoch: Wird sie tatsächlich Geld verdienen können?