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Die EU ringt um eine alternative Gasversorgung

Von WZ-Korrespondent Wolfgang Tucek

Wirtschaft

Zäher Auftakt für "Südlichen Korridor". | Russland treibt Konkurrenz für Nabucco voran. | Prag/Brüssel. Der kleine Gipfelreigen in Prag endete am Freitag mit einer Tagung der Länder des Südlichen Korridors. Dabei geht es der EU darum, alternative Gasreserven zum Hauptlieferanten Russland zu erschließen. Gekommen waren Vertreter aus Kasachstan, Turkmenistan und Usbekistan sowie Aserbaidschan, Ägypten und die Transitländer Georgien, Türkei und Ukraine. Für Österreich geht es vor allem um die unter OMV-Regie geplante Nabucco-Pipeline, durch die Gas aus dem kaspischen Raum nach Baumgarten bei Wien gepumpt werden soll.


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Nur wenige Stunden vor seiner Ablösung an der tschechischen Regierungsspitze warb der scheidende EU-Vorsitzende Mirek Topolanek zu Mittag für eine "neue Seidenstraße, entlang der sich Informationen, Waren und Menschen in beide Richtungen bewegen." Doch die Ernüchterung folgte auf dem Fuß: Kasachstan, Turkmenistan und Usbekistan wollten die gemeinsame Abschlusserklärung, in der von einer "notwendigen politischen Unterstützung für den Bau des Südkorridors" und "technischer und finanzieller Unterstützung" die Rede ist, nicht unterschreiben. Verworfen wurde auch der Plan einer förmlichen Korridor-Vereinbarung, um zumindest die anderen Teilnehmer an Bord zu haben.

Sperrfeuer aus Türkei

Schöne Worte fand der türkische Staatschef Abdullah Gül: Er hoffe, "dass die Verwirklichung von Nabucco Schwung für andere Projekte bringt." Das lässt sich vielfältig interpretieren, da just aus Ankara derzeit "Sperrfeuer" gegen das wichtige EU-Projekt komme, wie Experten bedauern. Die Türkei hat längst ihre große strategische Bedeutung als Transitland erkannt und tendiert dazu, diese bei den stockenden EU-Beitrittsverhandlungen in die Waagschale zu werfen.

Gazprom treibt indes mit dem Bau der Pipelines Southstream I und II Konkurrenzprojekte voran. Wo das Gas für die 8 Mrd. Euro teuren Nabucco-Rohre herkommen soll, fragte der russische EU-Botschafter Wladimir Tschischow mit verschmitztem Lächeln.