Déjà-Vu im Griechenland-Poker.Rätselraten um weitere Druckmittel.
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Brüssel. Etwa Ende des Monats braucht Griechenland die nächste Tranche der Euro-Notkredite, weil es ansonsten fällige Schulden nicht mehr bedienen kann und endgültig pleite wäre.
Offiziell wird in Brüssel und den EU-Hauptstädten darauf beharrt, dass die anstehenden acht Milliarden Euro nur dann ausbezahlt werden, wenn Athen alle strengen Bedingungen dafür erfüllt. Die Situation erinnert frappant an jene im Juni. Und wieder ist unter der Hand jedem klar, dass das Geld ohnehin überwiesen werden muss, weil die finale und ungeregelte Zahlungsunfähigkeit Griechenlands unabsehbare Schockwellen durch die ohnehin auf Sicht fahrende Eurozone senden würde. Die Auswirkungen auf den Finanzsektor bezeichnen Experten längst als "schlimmer als Lehman" - jene US-Großbank, deren Zusammenbruch vor drei Jahren die Finanzkrise ausgelöst hat.
Daher sind EU und Mitgliedstaaten bemüht, für die Griechen eine Art Drohkulisse aufzubauen, beharren auf ihren "strikten Bedingungen". Am Donnerstag meinte Deutschlands Finanzminister Wolfgang Schäuble sogar, dass es an Griechenland liege, ob es die Bedingungen für den Verbleib in der Gemeinschaftswährung erfüllen könne.
Gespräche mit Troika gehen weiter
Natürlich gebe es aber keinerlei Diskussion um den Ausschluss Griechenlands aus der Eurozone, betont der Sprecher von Wirtschaftskommissar Olli Rehn täglich. Die Expertenmission der sogenannten Troika aus EU-Kommission, Europäischer Zentralbank und Internationalem Währungsfonds werde im Übrigen nächste Woche wieder nach Athen fahren.
Das könne erst dann der Fall sein, wenn die griechische Regierung ihre Arbeiten abgeschlossen habe, um die Bedingungen für die Auszahlung zu erfüllen. Mit Spannung wird daher darauf gewartet, was die Griechen über die bereits zugesagten Spar- und Privatisierungsprogramme hinaus noch aus dem Hut zaubern könnten. Es ist zweifelhaft, ob die Ankündigung von Finanzminister Evangelos Venizelos ausreicht, 150.000 oder fast ein Fünftel aller öffentlich Bediensteten bis 2014 einzusparen. Schließlich verfehlen die Griechen ihr Sparziel von 7,5 Prozent ihrer Wirtschaftsleistung für heuer deutlich.