Die Stimmung in den Ländern der EU-Beitrittskandidaten ist im Hinblick auf den EU-Beitritt optimistisch, auch wenn sich in einigen Ländern ein "deutlicher Anstieg des Realismus" zeige, so Ferdinand Lacina, Ex-Finanzminister und Berater des Vorstands der Bank Austria/Creditanstalt (BA/CA), gestern bei der Eröffnung des "Europa Forums" in Wien.
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Die Diskussionen um Benes-Dekrete, Atomkraftwerke und Nettozahler habe bisher keinen großen Einfluss auf die Stimmung der Bevölkerung der Beitrittskandidaten gezeigt, so Lacina. Der "Euro Barometer" ist das Ergebnis einer jährlichen Umfrage unter 720 Führungskräften und 9.000 Personen in 9 Ländern in Mittel- und Osteuropa: Bulgarien, Jugoslawien, Kroatien, Polen, Rumänien, Slowenien, der Slowakei, der Tschechischen Republik und Ungarn (ohne Estland, Lettland, Litauen).
Wie im Jahr zuvor, gehen 83 Prozent der befragten Top-Manager davon aus, dass die Erweiterung vorteilhafte Auswirkungen auf das eigene Land haben wird. Nicht ganz so optimistisch wie bei den Managern ist die Stimmung in der Bevölkerung: Nur 58 Prozent der Bevölkerung glauben an positive Effekte bei der EU-Erweiterung. Rund 17 Prozent befürchten negative Konsequenzen, 12 Prozent sehen es indifferent und 14 Prozent haben keine Meinung dazu. Dies könne laut Lacina auf zwei Ursachen hindeuten: Einerseits eine momentane Unschlüssigkeit in der Einschätzung der Auswirkungen und andererseits ein Informationsdefizit in der Bevölkerung. Die stärksten Befürworter befinden sich in Polen, Bulgarien und der Tschechischen Republik mit jeweils um die 90 Prozent. Die meisten "Pessimisten" (15 Prozent) sind in Kroatien und Slowenien. "In den verschiedenen Ländern existieren sehr unterschiedliche Meinungen", erläuterte BA/CA Marktforscher Martin Mayr die Ergebnisse.
Mit großer Deutlichkeit zeigt der "Europa Barometer" auch die Zuversicht der Manager, bis 2010 zumindest fünf neue Mitglieder in der EU zu haben. Mit Ungarn, Polen, der Tschechischen Republik, Slowenien und der Slowakei wird fix gerechnet. Die stärkste Überzeugung herrscht in der Tschechischen Republik.