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Die Nörgler hatten - gottseidank - fast alle unrecht. Sogar die Uefa verdiente sich in Teilen ausdrückliches Lob.
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Das war´s, die Euro 2008 ist Geschichte. Und wider Erwarten vieler, quasi berufsbedingter Nörgler wurde sie ein tolles Fest. Okay, das Wetter hätte durchaus Grund, selbstkritisch in sich zu gehen und Besserung zu geloben. Und auch einige Wirte in den offiziellen Fanzonen, die im Vorfeld fix damit gerechnet hatten, sich eine goldene Nase zu verdienen, wurden unsanft aus ihren Träumen gerissen.
Am positivsten fällt zweifellos die Bilanz in punkto Sicherheit aus. Im Vorfeld der Europameisterschaft wurden hier die schlimmsten Szenarien an die Wand gemalt. Eingetreten sind sie allesamt nicht. Vielleicht aufgrund der professionellen polizeilichen Vorbereitung, vielleicht aber auch nur deshalb, weil Fußballfans mitunter gar nicht so schlimm sind wie der Ruf, der ihnen vorauseilt. Laut dem scheidenden Innenminister Günther Platter war die Kriminalitätsrate während der Euro jedenfalls sogar geringer als sonst.
Die Bilanz der Uefa fällt da schon etwas ambivalenter aus. Ihr Hang zur eigenen Gewinnmaximierung hinterlässt ganz zweifellos einen schalen Beigeschmack bei den geschröpften Fans. Auch die Sache mit dem Bildmonopol der Uefa bei den TV-Übertragungen sollten die übertragenden TV-Anstalten beim nächsten Mal noch einmal als Verhandlungsgegenstand aufs Tapet bringen. Dem TV-Bild fehlte diesmal ganz klar der aufklärerische Impetus: Nicht alles, was es wert gewesen wäre, gezeigt zu werden, wurde auch gezeigt. Man kann es mit dem vorauseilenden Gehorsam gegenüber auf ihr Image bedachten Sponsoren auch übertreiben.
Uneingeschränktes Lob verdient die fußballerische Monopolbehörde dagegen bei einem anderen heiklen Punkt: Im Halbfinale gaben die Kapitäne aller vier Mannschaften vor dem Anpfiff - und live im TV - eine Erklärung gegen Rassismus und Diskrimierung ab. Es war dies eine klare politische Botschaft - und sei es auch nur eine solche, die in Mitteleuropa dem bekenntnisfrohen Gutmenschentum zugerechnet wird und daher kaum auf nennenswerte Widerrede stoßen konnte.
Was die Uefa - gewiss zur eigenen höheren Ehre - gezielt und geschickt inszenierte, hat das Internationale Olympische Komitee für die kommenden Spiel im Sommer in Peking dagegen untersagt. Die Politik, so befindet das IOC -und mit ihm sämtliche nationalen Olympischen Komitees -, sei nicht Sache des Sports. Weshalb der Sportler mit Sanktionen zu rechnen hat, der im Reich der Mitte die Einhaltung der Menschenrechte einmahnt. Man kann es mit dem vorauseilenden Gehorsam gegenüber den Mächtigen auch übertreiben.