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Die Europa-Odyssee der Pferdefleisch-Lasagne

Von WZ-Korrespondentin Birgit Holzer

Wirtschaft

Skandal um falsch deklariertes Fleisch in Fertiggerichten erreicht Frankreich.


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Paris. Der Appetit auf Lasagne ist den Franzosen vergangen, seit sie wissen, dass sie möglicherweise nicht wie angenommen Rindfleisch enthält - sondern Pferd. Der Skandal um Pferdefleisch in Fertiggerichten, der in Großbritannien seinen Anfang nahm, hat auch Frankreich erreicht.

Das betroffene Fleisch hat eine wahre Odyssee von der Schlachtung bis in die Regale der Supermärkte zurückgelegt: Ein rumänischer Betrieb, der Rinder und Pferde schlachtet, hat es über niederländische und zypriotische Zwischenhändler an den französischen Importeur Spanghero verkauft. Dieser beliefert das Tiefkühlkostunternehmen Cogimel, das Fertigprodukte für 16 Länder herstellt und das Fleisch in einer Fabrik in Luxemburg verarbeiten ließ; zu seinen Kunden gehört der Konzern Findus, der wiederum die meisten französischen Supermärkte beliefert. Irgendwo auf diesem Weg wurde das Pferdefleisch als Rind deklariert. Was nicht die französischen Kontrollbehörden bemerkten, sondern die britischen.

Die betroffenen Unternehmen weisen jede Schuld von sich und fühlen sich selbst als Betrugsopfer. Während Findus und auch sein schwedischer Ableger gegen seine Lieferanten klagen wollen, hat Spaghero angekündigt, Klage gegen den rumänischen Schlachter einzureichen. Rumäniens Premierminister Victor Ponta hat Regelverletzungen in seinem Land zurückgewiesen, doch wurden Vorermittlungen gegen zwei rumänische Betriebe eingeleitet. Der französische Landwirtschaftsminister Stéphane Le Foll beklagte ein nebulöses System, in dem man sich nicht mehr zurechtfinde: "Die Zahl der Zwischenhändler ist so groß, dass die Rückverfolgbarkeit kaum mehr gewährleistet ist."

Auch der französische EU-Kommissar Michel Barnier, zuständig für den Binnenmarkt, sagte, man dürfe nicht von einem Gesundheitsskandal sprechen, da es um Profitgier auf dem Rücken der Verbraucher gehe, also um Täuschung, nicht aber eine Gefahr für die Gesundheit. Pferdefleisch sei rund 30 Prozent billiger als Rind. Appetit auf die Hackfleischprodukte hat derzeit niemand mehr.